Community Organizing, Lüneburg

Ankommen… Mitmachen… …dazugehören

Geflüchtete und Migrant/innen beim Aufbau einer Selbstorganisation und eines zweckgebundenen Netzwerks unterstützen: das will der Lebensraum Diakonie e.V. mit dem Projekt »Ankommen...Mitmachen...dazugehören«, das auf Strategien des Community Organizings aufbaut. Ziel des Projekts ist es herauszufinden, mit welchen Herausforderungen geflüchtete Menschen in Stadt/Landkreis Lüneburg konfrontiert sind und dann ein Forum zu schaffen, in dem Probleme besprochen und Lösungen erarbeitet werden sollen. So wird die Partizipation und Selbstorganisation gefördert und auf eine Verbesserung der Lebenssituation für Geflüchtete in Lüneburg hingearbeitet.

Bei der ersten Versammlung zum Projekt im Februar 2017 mit über 100 Teilnehmer/innen wurden drei Themen herausgearbeitet, zu denen Arbeitsgruppen gebildet wurden: Warten im Asylverfahren/Bürokratie, Wohnen und Arbeiten. Zudem bildete sich eine hochmotivierte Kerngruppe heraus. Die Arbeitsgruppen haben zu ihren Themen diskutiert und recherchiert und anschließend konkrete Forderungen und Wünsche formuliert. In 2018 soll zudem ein Frauentreffpunkt eingerichtet werden.

Gespräch mit Katja Heidmeier

Projektleiterin Katja Heidmeier beschreibt, wie sich die Situation vor Ort nach einem Jahr Projektarbeit gestaltet:

Stiftung Mitarbeit: Wie kam's zur Idee?

Katja Heidmeier: Die Idee entstand Ende 2015 als Reaktion auf die große Anzahl an Schutzsuchenden in Deutschland. Der Diakonieverband Nordostniedersachsen (seit 2018 fusioniert mit dem Herbergsverein zu Lebensraum Diakonie e.V.) wollte geflüchteten Menschen und Migrant/innen aus Landkreis und Hansestadt Lüneburg eine Stimme geben und diese mit der Methode des Community Organizing beim Aufbau einer Selbstorganisation unterstützen. Das Projekt soll Teil einer umfassenden Strategie der Betroffenenbeteiligung sein.

Stiftung Mitarbeit: Was macht ihr gerade?

Katja Heidmeier: Es steht noch eine Schulung der Kerngruppe in Multiplikatorenarbeit an. Es soll ermittelt werden, was sich die Gruppe an Fortbildungen wünscht, etwa Kommunikationstechniken, Stressbewältigung, Supervision, Information zu politischen Strukturen in Deutschland, …

Stiftung Mitarbeit: Was war / ist besonders schwierig?

Katja Heidmeier: Besonders schwierig sind die »Großen Themen« der Gruppe, die alle Geflüchteten beschäftigen, aber mit Bundes- und Landesgesetzen zusammenhängen und nicht einfach verändert werden können. Diese Tatsache, dass dies nicht so einfach zu ändern ist (z.B. mehr Wohnraum, mehr Sprachkurse), hat die Gruppe schon sehr frustriert. Eine weitere Schwierigkeit ist die (normale) Fluktuation in der Gruppe: Einige Kerngruppenmitglieder haben Studien- oder Arbeitsplätze gefunden und sind aus Lüneburg weggezogen. Für die Personen ist das natürlich toll, aber für uns als Gruppe weniger.

Stiftung Mitarbeit: Was steht jetzt noch an? Wohin soll es gehen?

Katja Heidmeier: 2018 sollen weitere Gespräche mit Wohnungsanbietern geführt werden. Die Stadt, bzw. der Integrationsbeauftragte der Stadt, ist auf uns zugekommen mit der Absicht sich weiter intensiv mit uns zu treffen und zu gucken, wie wir zusammenarbeiten können. Zudem wollen wir die Lobbyarbeit in Lüneburg ausbauen: Wie können wir mehr Unterstützer (Fachkräfte aus den verschiedensten Bereichen, Privatleute) aus Stadt und Landkreis gewinnen, die regelmäßig auch in der Kerngruppe mitarbeiten?

Ein weiteres Thema ist die Arbeit an der Akzeptanz der Gruppe. Das Format »Geflüchtete organisieren sich selbst und setzen sich mit einer eigenen Stimme für ihre Bedürfnisse ein«, ist (zumindest hier in Lüneburg) sehr neu. Viele Menschen unterstützen die Gruppe aber es gibt auch Einige, die das Projekt skeptisch betrachten. Teilweise haben wir auch mit ablehnenden Reaktionen zu tun.

Zum Thema »Anerkennung und mögliche Finanzierung von Qualifizierungen« sollen in nächster Zeit Arbeitsgruppen gebildet werden. Dort wird zum Thema recherchiert und werden mögliche Verbesserungsideen erarbeitet. Eine weitere Idee für 2018 ist die Einrichtung eines Frauentreffpunktes.