»Demokratie geht nur miteinander«

Impulse für die Praxis

Miteinander in Kontakt kommen

Wie kommen die Teilnehmenden in einen guten Kontakt zueinander?

  • Die Heterogenität der Gruppen berücksichtigen
  • Willkommensplakat zum interaktiven Einstieg nutzen
  • Kennenlernübungen
  • Blitzlicht als wichtige Kommunikation in der Gruppe

Ein Workshop, in dem Geflüchtete und Einheimische, Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammenkommen, ist in der Regel von einer extremen Heterogenität geprägt.

Da kommen auf Seiten der Einheimischen Hauptamtliche aus dem Bereich Flüchtlingskoordination oder politische Bildung, Ehrenamtliche aus Initiativen, Engagierte in Stadtteilgruppen und manchmal auch Menschen, die sicher eher als Aktivist/innen denn als Ehrenamtliche verstehen und bezeichnen. Die einen sind erst seit Sommer 2015 mit dem Thema Integration aktiv, andere haben eine lange Engagementgeschichte beispielsweise bis hin zu Solidaritätsgruppen in den 80er Jahren. Manche haben selber Migrationsgeschichte, manche haben eine Zeitlang im Ausland gelebt, andere leben seit ihrer Geburt im gleichen Ort. Die Vielfalt bei denen, die in den letzten zwei Jahren zufluchtsuchend nach Deutschland gekommen sind, ist in mancherlei Hinsicht noch größer. Da kommen Akademiker/innen und Menschen ohne Berufsausbildung zusammen, Menschen, die mehrere Sprachen beherrschen mit Menschen, die keine Schriftsprache beherrschen - ganz abgesehen von unterschiedlichen Deutschkenntnissen. Die einen haben Wohnung und Arbeit gefunden, die anderen wohnen seit ihrer Ankunft in einer Gemeinschaftsunterkunft. Unterschiedlich ist auch der Flüchtlingsstatus: vom anerkannten Aufenthaltsstatus bis zur Duldung oder der Angst vor einer drohenden Abschiebung. Die einen sind jung, die anderen schon Rentner*innen, die einen leben alleine, die anderen in Familien, Frauen, Männer – die Beschreibung der Vielfalt ließe sich noch lange fortsetzen.

Diese Heterogenität ist Herausforderung und Schatz zugleich. Sie macht es erforderlich, aufmerksam, achtsam und flexibel zu planen und zu reagieren. So ist das »Miteinander in Kontakt kommen« eine nicht zu vernachlässigende bzw. besonders wichtige Ebene eines Workshops. 

Methodische Anregung: Willkommensplakat

Das bei Workshops oft übliche Plakat »Herzlich willkommen« ist eine Chance, gleich beim Ankommen (vor der Begrüßung und Eröffnung im Stuhlkreis) alle TN einzuladen, das Willkommen in einer ihnen bekannten Sprache auf dem Plakat zu ergänzen. Wichtig: es geht nicht um die Festlegung auf die eigene Muttersprache sondern um das Sichtbarmachen der Vielfalt und der Ressourcen, die in dieser Vielfalt liegen.

So entstehen erste Gespräche und eine aufgelockerte Atmosphäre. Gleichzeitig steht das Signal im Raum: meine Sprachkenntnisse sind wichtig und gefragt.

Methodische Anregung: ein Netzwerk bauen

Alle Teilnehmenden stehen im Kreis und werfen sich nacheinander ein Wollknäuel zu und halten dabei den Faden fest. Jede/r nennt beim Fangen des Wollknäuls den eigenen Namen. Um das so entstandene Netz aufzulösen, wird das Wollknäuel wieder zurückgeworfen. Die Übung kann auch gut mit einer Fragestellung verbunden werden, z.B.:

  • Nenne etwas, was du magst…
  • Sage ein Wort zu…
  • Sage den Namen der Person, zu der du jetzt wirfst

Methodische Anregung: Kennenlernen über soziometrische Aufstellungen

Anstelle einer klassischen Vorstellrunde stellen sich alle im Raum verteilt auf einer imaginären Landkarte dorthin, wo sie im Moment leben und nennen dann reihum ihren momentanen Wohnort (z.B. in der Region um den Ort des Workshops herum oder in verschiedenen Stadtteilen). In der nächsten Runde stellen sich alle an die Position in der imaginären Landkarte, wo sie geboren sind oder wo sie ihre Kindheit verbracht haben. Interessanterweise wird dabei sichtbar, dass auch die Einheimischen vielfach an weit entfernt liegenden Orten geboren sind. 

Methodische Anregung: namedroping

Alle TN erhalten einen DinA4-Bogen, auf dem in 6 Feldern jeweils eine Frage, visualisiert mit einer kleinen Zeichnung, steht. Aufgabe ist es, in jedes Feld einen Namen aus der Gruppe einzutragen. Dazu müssen alle durcheinander gehen, andere direkt und persönlich fragen: Kochst du gerne? Singst du gerne? Machst du gerne Sport? Magst du lieber Tee als Kaffee? Hast du mindestens drei Geschwister? Kannst du mindestens 3 Sprachen?
  
Diese Methode führt niedrigschwellig zu direkten und unkomplizierten Kontakten zwischen den Teilnehmenden. Alle müssen andere ansprechen und fragen. Dabei geht es auch nicht um ausgefeilte Formulierungen: es sind leichte Fragen, die sich einfach beantworten lassen.

Methodische Anregung: Blitzlicht

Die Gruppe sitzt im Kreis und nacheinander beantworten alle eine zentrale Frage wie z.B.: »Was geht mir gerade durch den Kopf?«.  »Blitzlicht« bedeutet in diesem Fall ein kurzes Erhellen des aktuellen Moments. Eine wichtige Regel dabei ist, dass die Beiträge weder kommentiert noch diskutiert werden dürfen.
 
Diese Methode führt dazu, dass sich alle einmal äußern und alle auch das Zuhören üben. Für manche Teilnehmenden ist das ein besonderer Moment, sich in Ruhe persönlich mitteilen zu können. Sinnvoll ist es, eine Blitzlichtrunde erst durchzuführen, wenn eine gewisse Vertrautheit in der Gruppe entstanden ist.

  • Hier finden Sie Anregungen und Erfahrungen aus den Workshops »Auf Augenhöhe? Gemeinsam vor Ort etwas bewegen«. (Stand 2018) (PDF, 687 KB)