»Kassel ist schön« – Ein intergeneratives Medienprojekt über schöne Orte

Das stadtteil- und generationenübergreifende Medienprojekt richtete sich an junge Menschen ab 10 Jahren und Senior/innen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft. Als »Generationen-Paare« besuchten sie ihre Lieblingsorte in der Stadt, tauschten sich dazu aus und hielten die persönlichen Geschichten als Foto-Video-Porträts fest. Studierende der Universität Kassel begleiteten das Projekt ehrenamtlich als Betreuer/innen im Rahmen eines Service-Learning-Programms. Die Ergebnisse wurden in einer Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt, im Offenen Kanal ausgestrahlt und können auf der Projekt-Homepage als interaktiver Stadtplan eingesehen werden. Das Vorhaben förderte die Medienkompetenz, wechselseitiges Lernen sowie Verständnis und Toleranz im Zusammenleben unterschiedlicher Generationen.

Neue Orte in Kassel entdecken

Welche persönlichen Geschichten verbinden unterschiedliche Generationen mit Orten in der Stadt? Welche Plätze finden Sie schön, welche meiden sie? Das Projekt »Kassel ist schön« ermöglichte eine neue Identifikation mit dem Lebensraum Stadt, indem sich Menschen unterschiedlicher Altersgruppen gegenseitig Geschichten über ihre Lieblingsorte in Kassel erzählten. Videoporträts dieser Orte machten das Erzählte sinnlich erfahrbar und weckten Interesse für einen eigenen Besuch.

Andere Generationen verstehen

Die gegenseitige Akzeptanz unterschiedlicher Generationen ist eine gesellschaftliche Herausforderung, welcher das Projekt auf innovative und kreative Weise begegnen konnte. Ziel war es, junge und ältere Bewohnerinnen und Bewohner Kassels füreinander zu sensibilisieren. Im gegenseitigen Austausch konnten Jung und Alt aus der Perspektive der jeweils anderen Generation auf die gemeinsame Lebenswelt blicken – auf bedeutungsvolle oder persönliche Orte ihrer Stadt.

Intergenerative Medienarbeit

Die jungen und älteren Teilnehmer/innen erstellten kurze Foto-Video-Porträts schöner Orte. Sie besuchten gemeinsam ihren Lieblingsort in Kassel, schilderten sich gegenseitig, was sie an diesem Ort schätzen und was sie persönlich mit diesem Ort verbindet. Anschließend porträtierten beide den Lieblingsort des anderen filmisch und fotografisch. Hierbei lernten sie, einen Film zu planen, zu drehen, zu schneiden und einen Off-Text zu konzipieren und einzubinden. Anschließend erfuhren sie, wie sie diesen Film im Internet einer Öffentlichkeit zur Verfügung stellen können.

Dabei wurden die Generationenpaare in einem Zeiraum von drei bis acht Wochen jeweils von Studierenden begleitet. Innerhalb eines Seminars an der Universität Kassel für Studierende des Lehramtes und des Bachelors Soziale Arbeit wurde die Praxisphase des Projekts vorbereitet. Im Rahmen der ersten Blockveranstaltung im November und Dezember 2013 erlangten die Studierenden vertiefende Einblicke in die praktische Medienarbeit. Im zweiten Blockseminar im Januar und Februar 2014 wurde die Projektpraxis mit den bis dahin bekannten Teilnehmer/innen geplant.

Die Studierenden waren in alle Phasen des Projektes eingebunden und bereiten die jeweiligen Termine vor – vom ersten gemeinsamen Kennenlernen bis hin zur Projektpräsentation. Während der praktischen Durchführung des Projekts nahmen die Studierenden eine begleitende Position ein und fungierten als Ansprechpartner/innen und Unterstützer/innen.

Änderungen gegenüber der Planung

Aus ursprünglich sieben geplanten Terminen wurden schon bei der weiteren Planung zwölf Termine. Hinzu kam die Projektvorstellung – ein Austauschtreffen, bei dem sich die Generationenpaare kennen lernen konnten. Zudem wurden jeweils zwei Termine für die Dreharbeiten an zwei Lieblingsorten benötigt. Auch die Reflexion des Projekts mit den Schüler/innen und den Senior/innen erforderten zwei weitere Termine.

Die ursprünglich angestrebte Zahl der Teilnehmenden wurde nicht erreicht. Da lediglich elf Studierende am Seminar der Universität teilnahmen, konnten auch nur elf Schüler/innen und zwölf Senior/innen teilnehmen, um den notwendigen Betreuungsschlüssel einzuhalten.

Erfolge

Schon während der Praxisphase zeichnete sich ab, dass einige Generationenpaare auch über das Projekt hinaus in Kontakt bleiben werden. Der intergenerative Austausch, vermittelt über das Thema »Lieblingsorte in Kassel«, war intensiv. Besonders sind die angestoßenen Selbstwirksamkeitserfahrungen bei den Schüler/innen der Astrid-Lindgren-Förderschule zu betonen. Die Kooperation bedeutete für viele eine nicht selbstverständliche Wertschätzung ihrer persönlichen Perspektive.

Die Abschlusspräsentation erfolgte im Rahmen einer einwöchigen Ausstellung der Ergebnisse in Form einer Video-Installation im Foyer des Kasseler Hauptbahnhofs im Mai 2014. Täglich wurde die Installation von 10 bis 19 Uhr überwiegend von Studierenden betreut, die Informationen zum Projekt zur Verfügung stellten. Der öffentliche Ort ermöglichte gezielte Besuche ebenso wie zufällige Kontakte zu Passanten und Reisenden.

Im Internet werden die Ergebnisse auf einer Projekthomepage (www.kasselistschoen.de), einer Facebook-Fanseite und einem YouTube-Kanal präsentiert.

Herausforderungen

Die Suche nach teilnehmenden Schüler/innen erwies sich als schwieriger, als erwartet, denn die Suche nach ca. elf Schüler/innen, schloss eine Schulklasse aus. Relativ kurzfristig – zwei Wochen vor dem geplanten Beginn der Praxisphase – konnten jedoch Schüler/innen und Lehrer/innen der Astrid-Lindgren-Schule Kassel für das Projekt begeistert werden.

Kooperationspartner

Die Technikausstattung für das Projekt wurde vom Medienprojektzentrum Offener Kanal Kassel zur Verfügung gestellt. Zudem wurden die Ergebnisse über den Offenen Kanal ausgestrahlt und sind in der Mediathek Hessen verfügbar. Kulturbahnhof e.V. und Westermann Gerüstbau unterstützen das Projekt bei der Realisierung der Videoinstallation im Kasseler Hauptbahnhof. Die Astrid-Lindgren- Schule Kassel stellte die teilnehmenden Schüler/innen – zum Teil vormittags während der Schulzeit – vom Unterricht frei, um ihnen zu flexibleren Terminen eine Teilnahme am Projekt zu ermöglichen. Der Verein Wir jungen Alten Caritasverband Nordhessen-Kassel e.V. vermittelte den Kontakt zu den teilnehmenden Senior/innen und stellte zudem Räumlichkeiten zur Verfügung. Sowohl das Institut für Erziehungswissenschaft als auch das Institut für Sozialwesen der Universität Kassel steuerten jeweils einen Lehrauftrag bei. Das Stadtarchiv Kassel stellte historische Fotos kostenlos zur Verfügung.

Ergebnisse und Resonanz

Junge und ältere Menschen zusammenzubringen, neugierig aufeinander zu machen und intergenerative Perspektiven zu erschließen, ist mit diesem Projekt gelungen. Die Vernissage der Ausstellung besuchten ca. 150 Gäste, die gemeinsam mit den Teilnehmenden die Ergebnisse erstmals begutachteten. In der Ausstellungswoche im Mai 2014, in der die Videoinstallation – bestehend aus 21 Röhrenfernsehern – in der Bahnhofshalle des Kulturbahnhofes Kassel zu sehen war, interessierten sich ca. 700 Menschen für das Projekt. Dazu kamen 5.000 Besucher/innen des Kulturbahnhoffestes.

Perspektiven

Das Projekt soll im Sommer 2015 in eine weitere Praxisphase gehen. Die meisten Kooperationspartner bleiben bestehen. So haben beispielsweise das Institut für Erziehungswissenschaft und das Institut für Sozialwesen der Universität Kassel weitere Lehraufträge für das Projekt zugesagt.

Kontakt und weitere Informationen

Die Kopiloten e.V.
Oliver Emde
Nora-Platiel-Str. 1
34127 Kassel
E-Mail: info(at)diekopiloten.de
Web: www.diekopiloten.de , www.kasselistschoen.de

Ansprechpartner für das Programm »Werkstatt Vielfalt«

Björn Götz-Lappe & Timo Jaster
Stiftung Mitarbeit
Ellerstraße 67
53119 Bonn
Tel. (02 28) 6 04 24-12/-17
Fax. (02 28) 6 04 24-22
E-Mail:goetz-lappe(at)mitarbeit.de
jaster(at)mitarbeit.de