Projekt des Monats (06/2017)

»Checkpoints Jülich« – Jugendliche Mitbestimmung im öffentlichen Raum

Jugendliche unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft aus verschiedenen Schulen und Jugendeinrichtungen (12 - 18 Jahre) besuchten ihre beliebten Treffpunkte in der Stadt. Sie tauschten sich aus, überlegten wo Verbesserungsbedarf besteht und setzten die Treffpunkte durch Aktionen und kreative Werkstattarbeit in Szene. Die Jugendlichen lernten die Grundlagen der Bildbearbeitung und erstellen gemeinsam mit fachlicher Unterstützung von eine Ausstellung im öffentlichen Raum. Dabei wurden großformatige Bildwände mit QR-Code an ausgewählten Standorten in der Stadt angebracht und eine »Ausstellung to go« entwickelt, die bei der Tourist-Information erhältlich ist. Das Vorhaben förderte Verständnis und Akzeptanz zwischen den Generationen, den Austausch von Jugendlichen aus unterschiedlichen sozialen Milieus, die kreative Auseinandersetzung mit und positive Wahrnehmung von Treffpunkten für Jugendliche im öffentlichen Raum.

Treffpunkte von Jugendlichen haben oftmals einen schlechten Ruf und es entstehen Konflikte mit der Nachbarschaft – so auch in Jülich. Ursache sind oft Unverständnis oder Intoleranz für die Bedürfnisse der Jugendlichen. Das Projekt »Checkpoints Jülich – Ausstellung im öffentlichen Raum« sollte daran etwas ändern. Ziel war es, eine größere Akzeptanz der Generationen füreinander zu schaffen.

Über einen Zeitraum von rund sechs Monaten entwickelten  Jugendliche mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und aus verschiedenen Schulformen Ideen für die Verschönerung und Verbesserung jugendlicher Treffpunkte in der Stadt und damit für die Gestaltung der Ausstellung.

Beteiligte & Zielgruppen

Die Federführung des Projektes lag beim Amt für Familie, Generationen und Integration der Stadt Jülich. Eine hauptamtliche Fachkraft übernahm die Projektkoordination. Hauptamtliche pädagogische Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen der städtischen Jugendarbeit (Jugendheim, Jugendparlament, offene mobile Jugendarbeit, Schulsozialarbeit) leiteten die Kleingruppen, in denen die Projektteilnehmenden praktisch arbeiteten.

Insgesamt 27 Mädchen und 10 Jungen im Alter von 10-16 Jahren nahmen am Projekt teil, rund ein Drittel der Jugendlichen hatte einen Migrationshintergrund. Die Jugendlichen besuchten verschiedene Schulformen wie Real-, Haupt-, und Förderschule sowie das Gymnasium. Sie waren mit den Angeboten der Jülicher Jugendeinrichtungen bzw.  Schulso-zialarbeit oder mit den Aktivitäten des Jugendparlamentes vertraut und wurden über diese Wege auf das Projekt aufmerksam gemacht. Einige Jugendliche wurden auch gezielt von den Teamleitungen angesprochen.

Projektgruppen & Ideenwerkstätten

Die Projektarbeit erfolgte in Kleingruppen von vier bis zehn Teilnehmer/innen. Die Zusammensetzung ergab sich aus den Interessen der Jugendlichen, sich mit einem bestimmten Treffpunkt zu beschäftigen. In regelmäßigen Abständen fanden gemeinsame Werkstatt-Tagungen zur Planung und Reflexion der Gruppenarbeit statt. Diese trugen dazu bei, die Ziele der Jugendlichen konzentriert umzusetzen und die Ergebnisse zu sichern. Die erste Ideenwerkstatt startete im März 2015. Die Jugendlichen listeten alle bekannten Treffpunkte auf und überlegten erste Gestaltungsideen.

Sie wählten insgesamt fünf Treffpunkte im Stadtgebiet aus. Das Team »Schulhof am Schulzentrum« übte an einem Aktionstag Stunts mit Skateboards und Downhill-Rädern und zeigte damit, dass dies im Rahmen einer rücksichtsvollen Nutzung des Schulhofs möglich ist. Am »Pfarrheim Bourheim« verschönerten die Jugendlichen das Heim mit einer Pflanzaktion und entwickelten in einer »Traumfabrik« ambitionierte Ideen – z.B. für eine Achterbahn auf dem Dach oder einen Swimmingpool im Flur. Die Gruppe »Schwanenteich/Schlossplatz« wünschte sich mit dem »YouthCube« einen zentralen interaktiven Infopunkt, der über Praktika, Veranstaltungen und jugendrelevante Themen informiert. Auf dem »Sportplatz an der Schirmerschule« veranstaltete die Projektgruppe ein Blitz-Fußball-Tournier mit Tanzaktion. Die Gruppe »Kopernikusstraße« zog wiederum mit einem mobilen Sofa durch die Nachbarschaft, von einer selbst definierten »Chill-Haltestelle« zur nächsten, um darauf aufmerksam zu machen, dass es zu wenig Orte für Jugendliche gibt, an denen sie ungestört »chillen« dürfen.

Am Pfingstferientag fand die zweite große Werkstatt-Tagung im Jugendheim statt. Die Gruppen stellten ihre Arbeitsschritte vor, die sie in der Zwischenzeit geleistet hatten. Erlebnispädagogische Spiele sorgten für eine lockere Arbeitsatmosphäre. Im Oktober waren alle fünf Gruppen mit ihren Planungen und Aktionen sowie der fotografischen Dokumentation so weit fortgeschritten, dass sie mit der Zusammenstellung der Ergebnisse zu Collagen beginnen konnten. Die Jugendlichen erhielten eine Einführung in den Umgang mit PowerPoint und zu den Werkzeugen, die das Programm zur Bearbeitung von Fotos bereithält. Sie arbeiteten an Collagen, mit denen jede Gruppe ihre Wünsche und Bedürfnisse an die Treffpunkte zum Ausdruck brachte. Die Ergebnisse bildeten die Grundlage für die Ausstellungsbanner.

Ein Grafik-Büro übernahm die professionelle Layout der Banner. Grundlage waren die Collagen der Jugendlichen. Aus dem Fotomaterial der Gruppen wurden die zentralen Elemente herausgefiltert. Der Grafiker »übersetzte« sie in sechs plakative Motive.

Ausstellung auf dem Schlossplatz

Die Ausstellungseröffnung fand auf dem Schlossplatz statt, einer zentral in der Innenstadt gelegenen Parkanlage in Jülich. In der Nähe der Tourist-Information wurden die Banner aufgestellt, so dass die Motive eine große Aufmerksamkeit erregten. Am 17. Dezember eröffnete der Bürgermeister die Ausstellung. Rund 100 Besucher/innen – vom Schulkind bis zum Senioren – waren der Einladung zur Vernissage gefolgt. Einige Jugendliche hatten ein Programm vorbereitet. Chantal vom Team »Kopernikusstraße« berichtete über die Arbeit in ihrer Gruppe und zeigte ein Modell der »Chill-Haltestelle«. Das Team »Sportplatz« bot eine Tanzperformance, die sie für das Blitz-Fußball-Turnier auf dem Sportplatz einstudiert hatten. Katharina, Jugendparlamentarierin und Mitarbeiterin des Teams »Schulzentrum«, berichtete aus der Gruppenarbeit und hielt noch einmal ein leidenschaftliches Plädoyer für die Beteiligung der Jugendlichen bei der Zukunftsstadt 2030+. Die beiden Teams »Pfarrheim Sourheim« und » Schwanenteich/Schlossplatz« servierten den Anwesenden Heißgetränke und weihnachtliches Gebäck. Zwei Schüler der Realschule sorgten mit Lautsprecher und Mikrophon dafür, dass alle Beiträge gut zu verstehen waren. Am Ende erhielten alle Besucher/innen eine »Ausstellung to go« in Form eines Postkarten-Sets zum Mitnehmen.

Etliche Vertreter/innen aus der Politik waren bei der Eröffnung anwesend. Ihre Resonanz zur Ausstellung war durchweg positiv und sie wünschten, dass die eine oder andere Idee verwirklicht werden kann. Nach der Eröffnung war die Ausstellung bis Mitte Januar 2016 auf dem Schlossplatz zu sehen.

Resümee

Die große Resonanz der Jugendlichen zeigte, dass sie das Thema des Projekts ansprach. Es ist gelungen, Jugendliche aus allen Schulformen und mit verschiedenen sozialen und ethnischen Hintergründen zusammen zu bringen und über einen langen Zeitraum zur Mitarbeit zu motivieren. Mit ihren Aktionen konnten die Jugendlichen andere gesellschaftliche Gruppen auf ihre Wünsche und Bedürfnisse aufmerksam machen. Sie lernten, ihre Aussagen in ein Bild zu verpacken, das außergewöhnlich, spannend, witzig, interessant oder unterhaltsam ist. Bereits in der Auftaktveranstaltung zeigte sich das große Interesse der Jugendlichen, sich mit ihren Treffpunkten auseinanderzusetzen. Sie entwickelten sehr schnell Ideen, um ihre Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. In der weiteren Zusammenarbeit spielten die sozialen Hintergründe bzw. die besuchten Schulformen keine Rolle mehr. Vielmehr standen die Fähigkeiten und Ideen jedes einzelnen Jugendlichen im Vordergrund, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben.

Kontakt und weitere Informationen

Stadt Jülich – Amt für Familie, Generationen
und Integration
Elisabeth Fasel-Rüdebusch
Große Rurstraße 17
52428 Jülich
E-Mail: EFasel(at)juelich.de
Web: www.juelich.de

Ansprechpartner für das Programm »Werkstatt Vielfalt«

Björn Götz-Lappe & Timo Jaster
Stiftung Mitarbeit
Ellerstraße 67
53119 Bonn
Tel. (02 28) 6 04 24-12/-17
Fax. (02 28) 6 04 24-22
E-Mail:goetz-lappe(at)mitarbeit.de
jaster(at)mitarbeit.de