Die Stiftung Mitarbeit trauert um ihr Gründungsmitglied Walter Scheel

Mit Walter Scheel verliert die Stiftung Mitarbeit ihr letztes Gründungsmitglied. Und eine die Anfangsjahre prägende Persönlichkeit, die immer wieder entscheidend zur weiteren Entwicklung der Stiftung Mitarbeit beigetragen hat.
 
Schon den Aufruf zur Gründung der Stiftung »für staatsbürgerliche Mitverantwortung« Ende des Jahres 1962 hatte Walter Scheel mit unterzeichnet. Und zum offiziellen Gründungsakt am 8. Juni 1963 in Berlin hatte er, damals junger Bundesminister, zusammen mit Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister Berlins, eingeladen; beide im Namen des neuen Stiftungs-Kuratoriums. Beide hielten Ansprachen. Die Kernaussage von Walter Scheel erschien tags darauf als Pressetitel: »Die Demokratie von unten her stärken«. Und die Tageszeitung »Welt« titelte: »Scheel hofft auf ein zweites Wunder – die Stiftung ›Mitarbeit‹ will staatsbürgerliche Unlust überwinden«.
 
Zehn Jahre später, beim Festakt zum 10-jährigen Bestehen der Stiftung unter Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Dr. Gustav Heinemann, hielt Walter Scheel, damals Außenminister und Vorsitzender der FDP, erneut eine Ansprache. Tenor: Wie kommt die Demokratie zu mündigen Bürgern?

Nur zwei Jahre später war Walter Scheel Bundespräsident. Seine Verbundenheit mit der Stiftung blieb erhalten. So ließ er sich bei einem Empfang für die Stiftung in der Villa Hammerschmidt über eine vorausgegangene Großveranstaltung der Stiftung berichten (am 29. 9. 1975). Und in seinen offiziellen Reden – rhetorisch meisterhaft und inhaltlich progressiv – brachte Scheel während seiner Amtszeit als Bundespräsident (1974 bis 1979) immer wieder Passagen, die die Botschaft der Stiftung quasi sanktionierten: Aktive Mitarbeit als Bürgertugend und Eigeninitiative als Beitrag zur Demokratie – damals noch befremdliche, umstrittene Aussagen.
 
Dann am 12. März 1988 war Walter Scheel Ehrengast bei der »Jubiläumssitzung« zum 25jährigen Bestehen der Stiftung. Und noch einmal – beim Festakt zum 40-jährigen Jubiläum am 23. Juni 2003 – saß Walter Scheel auf dem Podium. Anlass auch zu dankbarer Erinnerung an die Jahre seiner aktiven Unterstützung der Stiftung. Undenkbar, wie es ohne ihn gegangen wäre.  

Bis zuletzt blieb Walter Scheel Mitglied im Kuratorium der Stiftung Mitarbeit, länger als alle anderen, von der ersten Stunde der Stiftung bis zur letzten Stunde seines Mitbegründers. Die Stiftung Mitarbeit verdankt Walter Scheel viel. Sein Ehrenplatz ist ihm sicher.

Ende August 2016  

Dr. Diemut Schnetz
Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Mitarbeit