mitarbeiten (1/1996)

Bürger/innen sollen an der Umsetzung beteiligt werden

Die ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe hat im letzten Jahr den Auftrag erteilt, die Ergebnisse liegen jetzt in gedruckter Form vor. 297 im Zufallsprinzip ausgewählte Bürgerinnen und Bürger Hannovers haben ein Bürgergutachten zum öffentlichen Personennahverkehr in der niedersächsischen Landeshauptstadt erstellt. Durchgeführt wurde das Projekt von der Stiftung MITARBEIT.

In zwölf »Planungszellen« mit jeweils circa 25 Personen nahmen die Bürger/innen jeweils vier Tage lang den öffentlichen Personennahverkehr in Hannover kritisch unter die Lupe. Sie führten Praxistests durch und berieten in Kleingruppen über Verbesserungsvorschläge und Entwicklungsmöglichkeiten. Stammfahrgäste von Bussen und Bahnen waren ebenso vertreten wie gelegentliche Nutzer und notorische Autofahrer.

Besonderen Verbesserungsbedarf sehen die Bürgergutachter/innen im Tarifsystem, bei der persönlichen Sicherheit, der Zugänglichkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen und bei der gegenseitigen Erreichbarkeit der Außenbezirke.

Die Bürgergutachter/innen sprechen sich für einen klaren Vorrang des öffentlichen Personennahverkehrs gegenüber dem motorisierten Individualverkehr aus. Maßnahmen zur Förderung des ÖPNV sollen in ein umfassenderes Verkehrskonzept eingebunden werden, das auch die sinnvolle Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln mit einschließt.

Der ÜSTRA empfehlen die Bürgergutachter/innen deshalb, sich nicht auf die bloße Bereitstellung und Bedienung von Bus- und Bahnlinien zu beschränken, sondern sich als Anbieter von Mobilität zu verstehen. Schlüsselbegriffe sind dabei Bürgernähe, Offenheit gegenüber Kundenwünschen sowie flexible Anpassung an neue Bedarfslagen.

Um eine kontinuierliche Einflußnahme der Kunden/innen des ÖPNV in Hannover sicherzustellen, empfiehlt das Bürgergutachten die Einrichtung eines Fahrgastbeirates. Dieser soll reale Kompetenzen und ein Anhörungsrecht bei sämtlichen für die Fahrgäste relevanten Themen haben.

Für das weitere Vorgehen nach der Übergabe des Bürgergutachtens hat die Stiftung MITARBEIT der ÜSTRA folgenden Vorschlag gemacht:

  • Alle Bürgergutachter/innen werden von der ÜSTRA bis Ende 1998 im halbjährlichen Abstand über die Umsetzung der Empfehlungen schriftlich informiert.

  • Die Mitwirkenden erhalten die Gelegenheit, die Umsetzung des Bürgergutachtens in Projektgruppen aktiv zu begleiten. Die Projektgruppe soll dabei die Umsetzung nicht bloß »überwachen«, sondern die während des Bürgergutachtens entstandenen Empfehlungen weiter entwickeln und konkretisieren. Zudem soll die Projektgruppe in direktem Kontakt zu einer innerhalb des Unternehmens ÜSTRA gebildeten Umsetzungsgruppe stehen: durch regelmäßige gemeinsame Besprechungen und die wechselseitige Entsendung eines Vertreters oder einer Vertreterin.

  • In den Fahrgastbeirat, der aufgrund der Empfehlungen des Bürgergutachtens eingerichtet wird, sollen befristet Vertreter/innen der Projektgruppe mit beratender Stimme mitwirken. Damit ist die Beachtung und Nachbereitung der Ergebnisse des Bürgergutachtens auch durch den Fahrgastbeirat sichergestellt. Zudem wird vermieden, daß die Teilnehmer/innen am Bürgergutachten eine dauerhafte Sonderstellung erhalten.


Stiftung MITARBEIT (Hrsg.):  Bürgergutachten ÜSTRA. Attraktiver Öffentlicher Personennahverkehr in Hannover. Bonn 1996, 201 S., ISBN 3-9280 53-44-2; zu beziehen über die Bundesgeschäftsstelle oder den Buchhandel.

Weitere Themen

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