mitarbeiten (4/2007)

Interkulturelle Arbeit in der Praxis

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Annähernd 14 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben gegenwärtig in der Bundesrepublik. Seit einiger Zeit wird lebhaft über die Frage diskutiert, wie sich die Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund besser in die bundesdeutsche Gesellschaft integrieren können. Konzepte werden entwickelt, neue Projekte angeschoben. In einem Praxishandbuch zur interkulturellen Arbeit erläutern Gaby Straßburger und Stefan Bestmann, wie familienunterstützende Angebote gestaltet sein müssen, damit Migrantenfamilien sie als attraktiv und hilfreich erachten und auch nutzen.

Die präventive unterstützende Arbeit mit Migrantenfamilien gelingt offensichtlich dann besonders gut, wenn die zentralen Handlungsprinzipien der sozialraumorientierten sozialen Arbeit vorbildlich realisiert werden:

  • konsequentes Ansetzen an den Interessen der Bewohner/innen
  • aktivierende Arbeit und Förderung von Selbsthilfe
  • Konzentration auf die Ressourcen der Bewohner/innen und der Stadtteilinfrastruktur
  • zielgruppen- und bereichsübergreifende Arbeitsansätze
  • Kooperation und Abstimmung der professionellen Ressourcen.

Sozialraumorientierung setzt auf die Anerkennung und Stärkung individueller Fähigkeiten und auf die Mobilisierung der Ressourcen sozialer Netzwerke und der wohnortnahen Infrastruktur. Ausgangspunkt des unterstützenden Handelns sind immer die Interessen der Menschen, mit denen gearbeitet wird. Die Aufgabe besteht also zunächst einmal darin, herauszufinden, was die Einzelnen bewegt, und zugleich Rahmenbedingungen anzubieten, in denen es Menschen leicht fällt, ihre Interessen zu äußern.

Wichtig ist nach Meinung der Autoren des Praxishandbuchs – Gaby Straßburger ist Professorin an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin, Stefan Bestmann ist Berater und Trainer – ein konsequent am Willen der Menschen orientierter Arbeitsansatz. Um diesen Ansatz auch bei Migrantenfamilien erfolgreich zu praktizieren, gilt es, die vielfältigen Lebenskonzepte von Menschen mit Migrationshintergrund aufzugreifen und die Ressourcen wahrzunehmen, die ethnische Netzwerke und Organisationen zu bieten haben.

Erfolgreiche Arbeit mit Migrantenfamilien basiert insofern nicht auf besonderen Techniken und Methoden. Vielmehr liegt die besondere Herausforderung darin, zentrale Prinzipien wie Empowerment, Ressourcenorientierung und Flexibilität auch bei der Arbeit mit Migrantenfamilien ernsthaft und orientiert an den Bedürfnissen der Migranten umzusetzen.

Das Praxishandbuch versteht sich als Werkzeugkiste, in die Praktiker und Praktikerinnen je nach Bedarf hineingreifen und sich das herausholen können, was ihnen für die eigene Praxis hilfreich und anregend erscheint. Ein ausführliches Schlagwortverzeichnis hilft dabei ebenso wie eine detaillierte Gliederung.

Straßburger, Gaby/Bestmann, Stefan (hrsg. von Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung): Praxishandbuch für sozialraumorientierte interkulturelle Arbeit. Verlag Stiftung MITARBEIT, Bonn 2007, ab Mitte Dezember zu beziehen über den Buchhandel oder www.mitarbeit.de