mitarbeiten (3/2011)

Tante Emma von unten

Ländliche Regionen sind für viele Menschen in Deutschland Orte zum Wohnen, Leben und Arbeiten. Doch Bevölkerungsrückgang und Abwanderung stellen sie zugleich vor große Herausforderungen. Um Zukunftsperspektiven für Menschen in ländlichen Räumen zu schaffen und die vorhandene Vielfalt zu erhalten, sind Ideen der Bürger/innen gefragt: sie können mitwirken, ihrer Region eine neue Perspektive zu geben, die Lebensqualität vor Ort zu sichern und die Wirtschaftskraft zu fördern. Das Projekt DORV beispielsweise zielt darauf, die nötige Infrastruktur für die kommunale Daseinsvorsorge bürgerorientiert und nachhaltig zu organisieren.

Die Initialzündung ereignete sich vor zehn Jahren. »Da wurde auch noch die Sparkassenfiliale geschlossen«, erinnert sich Heinz Frey, Initiator des DORV-Konzepts und Lehrer aus Jülich-Barmen, einem Dorf im Regierungsbezirk Köln mit circa 1.400 Einwohner/innen. Keine Läden, kein Arzt, keine Postfiliale oder Bank: »Dann ist ein Ort nicht zukunftsfähig und verliert an Lebensqualität«, davon ist Heinz Frey überzeugt. Gemeinsam mit engagierten Mitstreiter/innen entwickelte Frey die Idee für einen bürgernahen Markt der Möglichkeiten: Lebensmittelge- schäft, (soziale) Dienstleistungen, Bürgerbüro und lokale Drehscheibe für Kontakte und Informationen aller Art, zusammengefasst unter einem Dach.

Im Jahr 2004 wurde das DORVZentrum in Barmen eröffnet. Seitdem bietet das Konzept bürgernahe Lösungen für eine selbstorganisierte Infrastruktur- versorgung, die zur Sicherung der Lebensqualität in ländlichen Räumen beiträgt. So verwandelt sich ein Ort, der unter den Gesichtspunkten von Markt und Wettbewerb nicht rentabel ist, mit Hilfe von engagierten Bürger/innen in ein neues gemeinwohlorientiertes dörfliches Zentrum. Das Angebot wird von den Bürger/innen begeistert angenommen und genutzt. Damit das DORV überleben kann, muss die Bürgerschaft 10–12 Prozent ihrer Lebensmittel dort einkaufen. Die Preise bewegen sich im mittleren Preissegment. »Wir sind ja nicht gewinnorientiert«, sagt Frey. Die DORV-Idee hat sich mittlerweile zu einer Erfolgsstory entwickelt. So findet das Projekt Nachahmer in mehr als zehn Kommunen in Deutschland und Österreich, auch größere Städte haben bereits Interesse signalisiert. Heinz Frey wundert das nicht: » Wir schreiben schwarze Zahlen und das Konzept ist realitätstauglich. Man darf die Dinge nicht nur der Politik überlassen, man muss auch selbst aktiv werden.«

Weitere Informationen im Netz unter www.dorv.de