mitarbeiten (3/2012)

Freiwillig zwischen Ehrenamt und Erwerbsarbeit

In diesen Tagen feiert der Bundesfreiwilligendienst (BFD) seinen ersten Geburtstag. Das Heidelberger Centrum für Soziale Investitionen und Innovationen und die Hertie School of Governance haben eine erste umfassende Studie zum Bundesfreiwilligen- dienst vorgelegt. Eine Erkenntnis: Der Bundesfreiwilligendienst stößt über Alters und soziale Grenzen hinweg auf breite Resonanz.

Der Bundesfreiwilligendienst ist ein Angebot an Frauen und Männer jeden Alters, sich außerhalb von Beruf und Schule für das Allgemeinwohl zu engagieren – im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich oder im Bereich des Sports, der Integration sowie im Zivilund Katastrophenschutz. Im ersten Jahr seines Bestehens nutzen 35.000 Menschen das neue Angebot. Die Besetzung aller zur Verfügung stehenden Stellen und die Offenheit des Dienstes wertet die Studie bereits als einen ersten Erfolg.

Vor allem Menschen in Umbruchphasen engagieren sich beim BFD: beispielsweise nach der Schulzeit, als Alternative zur Arbeitslosigkeit oder auch als sinnstiftende Tätigkeit in der Rente. Etwa 30 % der Plätze sind von über 27-Jährigen besetzt. Dadurch steigt für Einsatzstellen die Anforderung, sich auf diese ältere Klientel einzustellen und entsprechende Tätigkeitsprofile und Bildungskonzepte zu entwickeln. Auffällig ist die unterschiedliche Zusammensetzung der Teilnehmenden in Ost und West. Die Studie zeigt: Im Osten macht die Altersgruppe der 27- bis 65-Jährigen bis zu Dreiviertel der engagierten Freiwilligen aus, in den meisten westlichen Bundesländern sind es lediglich rund 20 Prozent. Der Grund hierfür liegt vermutlich in der höheren Arbeitslosigkeit in Kombination mit einer aktiven Informationspolitik der Regionalbetreuer und Arbeitsagenturen.

Die Umstellung von einem Pflicht- auf einen Freiwilligendienst und die Einführung eines staatlich gesteuerten Dienstes beieinflusst und verändert die Logik des Dritten Sektors nachhaltig. Die Studie zieht gleichwohl ein verhalten optimistisches Fazit. Für die Weiterentwicklung des Angebots empfehlen die Autoren, das Profil des Dienstes zu schärfen und sich klarer zwischen Ehrenamt und Erwerbsarbeit zu positionieren.

Die Studie als PDF online unter www.csi.uni-heidelberg.de.