mitarbeiten (2/2013)

Belastung von Vereinen

In der Bundesrepublik gibt es so viele Vereine wie nie zuvor: den fast 600.000 eingetragenen Vereinen stehen geschätzt ebenso viele nicht registrierte Vereine gegenüber. Damit bilden Vereine die wichtigste Organisationsform der Zivilgesellschaft in Deutschland. Eine aktuelle Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin zeigt nun: viele Vereine bewegen sich an den Grenzen ihrer Belastbarkeit.

Die WZB-Studie »Organisationen heute – zwischen eigenen Ansprüchen und ökonomischen Herausforderungen« basiert auf einer Organisationsbefragung, an der im letzten Jahr mehr als 3.100 Vereine, Stiftungen, gemeinnützige GmbHs und Genossenschaften teilgenommen haben. Bei der Auswertung richteten die Autor/innen ihr besonderes Augenmerk auf die Situation der Vereine, da diese  sich nach Angaben des WZB besonders rege an der Befragung beteiligten. 

Trotz starker Unterschiede bei Altersstruktur, Größe und Tätigkeitsfeldern sowie zwischen den Bundesländern ziehen die Autor/innen insgesamt ein eher pessimistisches Fazit zur Lage der Vereine in Deutschland. Mehrheitlich beklagten diese die zunehmende Ökonomisierung und den damit verbundenen Wettbewerbsdruck sowie Probleme bei der Gewinnung qualifizierter Beschäftigter. Kritisch sei insbesondere die Entwicklung beim Ehrenamt. Obwohl die Existenz fast aller Vereine von freiwilligem Engagement abhänge, falle es derzeit 80 Prozent von ihnen schwer, Nachwuchs zu finden – besonders für Leitungsfunktionen.

Die schwindende Bereitschaft, sich beispielsweise im Vorstand eines Vereins zu engagieren, deckt sich auch mit Ergebnissen anderer Studien. So kommt der aktuelle Freiwilligensurvey zu dem Ergebnis, dass der Anteil derer, die eine Leitungsfunktion übernehmen, seit 1999 kontinuierlich sinkt. In der Praxis bedeutet das: in 37 Prozent der Vereine gibt es keine jungen Menschen von 14 bis einschließlich 30 Jahren in ehrenamtlichen Leitungsfunktionen. In den ehrenamtlichen Beratungs- und Aufsichtsgremien sind sie sogar bei der Hälfte der Vereine nicht vertreten. Besonders in Großstädten werden diese Zahlen häufig noch unterschritten.

Trotz Nachwuchsmangel, Ökonomisierungsdruck und zunehmender Dienstleistungsorientierung macht eine Erkenntnis der Befragung Mut: die Ausrichtung am Gemeinwohl bleibt für viele Vereine zentraler Maßstab ihres Handelns.   

Der WZBrief Zivilengagement im Wortlaut unter www.wzb.eu