mitarbeiten (3/2013)

Ehrenamt in der Krise?

580.000 Vereine, 19.000 Stiftungen, 10.000 gemeinnützige GmbHs, 8.500 Genossenschaften: Das von verschiedenen Stiftungen getragene Projekt »Zivilgesellschaft in Zahlen« (ZiviZ) liefert in einem neuen Report aktuelle Daten und Fakten zur organisierten Zivilgesellschaft in Deutschland. Der Bericht zeigt: die Selbstorganisation von Bürger/innen nimmt je nach Handlungsfeld unterschiedliche Formen an.

Ökonomisierung, Besetzungsprobleme ehrenamtlicher Führungsorgane, finanzielle Staatsabhängigkeit: Der Bericht diskutiert aktuelle Krisenszenarien und Thesen im zivilgesellschaftlichen Diskurs und warnt vor vereinfachenden Zuschreibungen und Verallgemeinerungen.

Fakt ist: die Organisationen der hiesigen Zivilgesellschaft sind heterogen und vielfältig. Zur Zivilgesellschaft gehören kleine, ausschließlich von bürgerschaftlichem Engagement lebende Initiativen ebenso wie große, wirtschaftlich aktive und vollständig professionalisierte Organisationskomplexe.

Für den sogenannten ZiviZ-Survey wurden im vergangenen Jahr 3.800 zivilgesellschaftliche Organisationen befragt. Danach machen eingetragene Vereine mit mehr als 90 Prozent den größten Teil der Organisationen des Dritten Sektors aus. Deren Zahl ist dabei in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Heute gibt es etwa sieben Mal so viele eingetragene Vereine wie 1960. Fast zwei Drittel der Vereine engagieren sich in den Handlungsfeldern Sport, Freizeit, Kultur und Bildung.

Der vielfach konstatierten Krise des Ehrenamtes widerspricht der Bericht. Zwar gebe es vielerorts Probleme bei der Besetzung ehrenamtlicher Leitungsorgane, von einer generellen Krise könne aber angesichts der empirischen Daten keine Rede sein.

60 Prozent der Befragten widersprechen zudem der These, junge Erwachsene seien nicht zum Engagement bereit, sondern hätten nur ihr persönliches Vorankommen im Blick.

Die Zahlen zeigen auch: Mit 37 % erhält nicht einmal die Hälfte aller Organisationen öffentliche Mittel. Der größte Teil der organisierten Zivilgesellschaft finanziert sich ohne staatliche Zuschüsse.

Der Bericht stellt weiterhin fest, dass jede/r zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in einer Organisation der Zivilgesellschaft arbeitet. Zusammengenommen tragen Vereine, Stiftungen, gemeinnützige Gesellschaften und Genossenschaften jährlich mit 89 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung bei, was in etwa dem Anteil der deutschen Bauwirtschaft entspricht.

Mehr Information im Netz unter www.ziviz.info