mitarbeiten (4/2013)

Soziale Herkunft prägt politische Teilhabe

Das Interesse für Politik und die Bereitschaft zu politischer Teilhabe wird nachhaltig durch die soziale Herkunft geprägt: Dies ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Auch im europäischen Vergleich sind in Deutschland die Unterschiede in der politischen Beteiligung der verschiedenen sozialen Gruppen relativ stark ausgeprägt.

Menschen mit niedrigem Einkommen und Arbeitslose sind hierzulande politisch weniger interessiert und engagiert als berufstätige Mitbürger/innen ohne Armutsrisiko. Die auf der Basis von Daten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) erstellte Studie zeigt: In den vergangenen 30 Jahren war die politische Beteiligung von Arbeitslosen und Menschen mit niedrigem Einkommen fast immer geringer als die der restlichen Bevölkerung. Diese Ungleichheit hat sich seit den 1990er Jahren leicht verschärft. Der Anteil der Menschen ohne Arbeit, die sich stark oder sehr stark für Politik interessieren, hat sich von 30 Prozent auf etwa 19 Prozent im Jahr 2009 verringert. Unter den Erwerbstätigen ist das Interesse an Politik in den vergangenen 30 Jahren vergleichsweise stabil geblieben. Das gleiche gilt für den Anteil der politisch interessierten Männer und Frauen mit einem geringen Einkommen im Vergleich zum Anteil der politisch interessierten Menschen oberhalb der Armutsrisikoschwelle.

Aber: Weder der Verlust des Arbeitsplatzes noch ein Einkommensrückgang führen dazu, dass Menschen ihr politisches Engagement einschränken. Zentrale Ursache des politischen Desinteresses und ausbleibender Beteiligung ist die soziale Herkunft. Der Blick auf andere europäische Demokratien zeigt: Der Grad der Ungleichheit in der politischen Beteiligung nach sozialem Status ist in Deutschland überdurchschnittlich hoch. Die Beteiligungsquote für die Mitarbeit in Parteien und politischen Organisationen ist hierzulande bei erwerbstätigen Menschen fast doppelt so hoch wie bei Arbeitslosen. Der Unterschied ist im Vergleich zu Frankreich oder Dänemark besonders groß, nur in einigen Ländern Ost- und Mitteleuropas ist er noch größer.

Die Autoren der Studie empfehlen deshalb, dem »Herkunftseffekt« frühzeitig entgegenzuwirken und herkunftsbedingte Bildungsunterschiede zu verringern. Dies könne z.B. durch eine breitere Verankerung demokratischer und politischer Bildung in Schulen erreicht werden.

Nähere Informationen unter www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.429629.de/13-42.pdf (PDF,368kb)