mitarbeiten (2/2014)

»Beteiligung setzt positive Energie frei«

Die Hansestadt Hamburg kümmert sich seit vielen Jahren aktiv um eine Verbesserung der Lebensqualität in einzelnen Stadtteilen. Die Aktivierung und Beteiligung der Einwohner/innen ist eine wichtige Ressource in diesem Prozess. Rixa Gohde-Ahrens, Mitarbeiterin der Lawaetz-Stiftung, berichtet über ihre Erfahrungen mit beteiligungsorientierter Quartiersentwicklung.

Frau Gohde-Ahrens, sie arbeiten als Quartiersentwicklerin und Freiraumplanerin in Hamburg. In welchen Quartieren und Stadtteilen sind Sie aktiv?

Gohde-Ahrens: Die Quartiere, Kieze und Nachbarschaften, in denen ich arbeite, sind von der Stadt Hamburg ausgewählt worden, weil sie bestimmte Förderbedarfe haben. Die Menschen dort leben beispielsweise überwiegend in prekären wirtschaftlichen oder sozialen Verhältnissen. Oft sind es sehr kinderreiche Stadtteile oder Stadtteile, die von der Herkunft der Bewohner sehr gemischt sind. Im Moment gibt es in Hamburg etwa 25 solcher Fördergebiete.

Wie starten Sie dann den Prozess der Quartiersentwicklung?

Nötig ist zuerst eine Anlaufstelle vor Ort, etwa ein Quartiersbüro. Dann versuche ich, durch persönliche Ansprache den Start des Verfahrens bekannt zu machen und den Menschen und Akteuren im Quartier zu erklären, was mit dem abstrakten Begriff der »Integrierten Stadtteilentwicklung« gemeint ist. Man muss erst einmal übersetzen und erklären, welche Chancen und Möglichkeiten dieses Programm bietet. Das Ziel ist ja, die Lebens- und Arbeitsbedingungen in diesen Quartieren in einem bestimmten Zeitraum sichtbar und spürbar zu verbessern.

Welche Methoden setzen Sie in der Quartiersentwicklung ein? 

Es gibt viele geeignete Methoden, mein Lieblingsverfahren ist aber »Planning for Real«. Bei dieser Methode bilde ich den Stadtraum durch ein großes plastisches Stadtteilmodell nach. Dieses mobile Modell wird gemeinsam mit allen Akteuren gebaut. Daran lässt sich zeigen: um dieses Quartier geht es, und in diesem Quartier soll etwas verbessert werden, an ganz konkreten Orten, mit ganz konkreten Menschen und ich als Bewohner/in des Quartiers bin persönlich gefragt, daran mitzuarbeiten.

Wie reagieren die Einwohner/innen der Stadtteile auf einen solchen Beteiligungsprozess?

Der Prozess schafft in der Regel eine positive Gruppendynamik, die Menschen fassen Selbstvertrauen und Mut und haben Spaß an der gemeinsamen Sache. Es setzt positive Energie frei, wenn insbesondere Jugendliche merken, dass ein von ihnen entwickelter Projektvorschlag umgesetzt wird, wenn sie Applaus für ihr Engagement erhalten und merken, selbst ein Stück ihrer Umwelt gestalten zu können.

Können die Einwohner/innen auch darüber mitentscheiden, wie die finanziellen Mittel innerhalb der Programme eingesetzt werden?

In Hamburg hat ein Stadtteilbeirat, in dem Bürger/innen, Politik, Verwaltung, Wohnungswirtschaft und weitere relevante Akteure versammelt sind, die Bürger/innen aber die Mehrheit stellen, Einfluss auf die Fördermittelvergabe. Es gibt jährlich ein eigenes Stadtteilbudget, in Hamburg zwischen 5.000 und 30.000 Euro, je nach Stadtteilgröße. Dieser Fonds dient dazu, kleinere Projekte und Initiativen von Bewohner/innen zu unterstützen, die dem Stadtteil und dem Gemeinwesen zugute kommen. Meine Erfahrung ist, dass die Menschen sehr umsichtig mit diesem öffentlichen Geld umgehen und die vorgeschlagenen Projekte sehr sorgfältig prüfen.

Das Video zum vollständigen Gespräch finden Sie in Kürze unter: www.mitarbeit.de/video-interviews.html