mitarbeiten (2/2014)

Zwischen Ernst und Unterhaltung

Das Internet ist für junge Menschen ausschließlich ein Ort der Zerstreuung und Unterhaltung – so das gängige Klischee. Dass junge Menschen das Netz intensiv nutzen, um auf politische Missstände aufmerksam zu machen und sich an politischen Prozessen zu beteiligen, zeigt nun eine aktuelle Studie zu den Motiven politischer Aktivität junger Erwachsener im Internet. Inwieweit es sich dabei lediglich um symbolische Partizipation handelt, lässt die Studie offen.

Das Internet und die fortschreitende Digitalisierung führen zu gravierenden Veränderungen in vielen sozialen und gesellschaftlichen Bereichen. Wissenschaftler/innen der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg haben das politische Partizipationsverhalten junger Erwachsener, sog. »digital natives«, online und offline untersucht. Die Autor/innen richten ihren Blick insbesondere auf die Bedeutung von politischer Beteiligung im Internet im Kontext der Legitimationskrise repräsentativer Demokratie und fragen, ob das Internet im Hinblick auf das Postulat der politischen Gleichheit als »demokratisches Allheilmittel« dienen kann.

Die Forscher/innen kommen nach der repräsentativen Befragung von 1.000 jungen Erwachsenen im Alter zwischen 22 bis 35 Jahren zu insgesamt ambivalenten Ergebnissen. Zwar zeige sich, dass das Internet »längst nicht mehr nur ein Spaß- und Unterhaltungsmedium« ist, sondern auch zur politischen Information und Beteiligung genutzt wird. Beispielsweise komme webbasierten Petitions-Plattformen eine »besondere Bedeutung für die Beteiligungslandschaft im Netz« zu. Zudem zeigt die Studie, dass sich die meisten der befragten politisch Aktiven nicht nur im Internet engagieren, sondern sowohl klassische als auch neue Beteiligungsformen nutzen.

Von den jungen Menschen, die sich »offline« nicht beteiligen, lassen sich nur wenige durch das Internet politisch mobilisieren. Zudem sind vor allem diejenigen jungen Erwachsenen politisch interessiert und engagiert, die einen überdurchschnittlich hohen sozioökonomischen Status aufweisen. Gering gebildete und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen beteiligen sich deutlich seltener als andere Teile der Bürgerschaft. Das Internet habe an dieser Situation nichts verändert, der »Trend der wachsenden Beteiligungskluft zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen hält an«, so ein Fazit der Autor/innen.

Gleichzeitig widmet sich die Studie der Frage, ob es sich bei internetgestützter Beteiligung um »symbolische Partizipation« handelt. In der »wirklichen Welt« ist die Hoffnung auf konkrete Einflussnahme die »primäre Motivation für politische Beteiligung«. Symbolpartizipation im Netz hingegen will mit dem Akt der Beteiligung vor allem ein Zeichen setzen, mit dem sich kein konkreter Einfluss auf politische Entscheidungen verbindet. Davon ist zumindest ein Teil der befragten jungen Erwachsenen überzeugt. Es fehlt das Vertrauen, dass sie mit ihrer Beteiligung auch Gehör bei politischen Eliten finden. Dies sei im Hinblick auf »die zunehmende Postdemokratisierung des politischen Prozesses« ein Alarmzeichen, so die Autor/innen.

Die Studie im Wortlaut unter www.hsu-hh.de