mitarbeiten (4/2014)

Monetarisierung des bürgerschaftlichen Engagements

Ob im Sport, in der Pflege oder in der Kultur: Immer häufiger werden Tätigkeiten entlohnt, die als ehrenamtliches und freiwilliges Engagement bezeichnet werden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) wendet sich in einem aktuellen Positionspapier gegen die weitere Monetarisierung bürgerschaftlichen Engagements. Der Dach- und Fachverband sieht durch diese Entwicklung wesentliche Aspekte des freiwilligen Engagements gefährdet. Die Bezahlung von Engagement sei der falsche Weg, um die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement zu fördern.

Als lokale Anlaufstellen für Engagement sehen sich Freiwilligenagenturen in ihrer alltäglichen Arbeit mit hohen Aufwandsentschädigungen und stundenbezogenen Entlohnungen konfrontiert, die von Organisationen an Freiwillige gezahlt werden und das Niveau geringfügiger Beschäftigungen aufweisen. Diese »bezahlten Engagementmöglichkeiten« würden in der Praxis die Grenzen zum regulären Arbeitsmarkt verwischen und dem »Missbrauch und der Instrumentalisierung von bürgerschaftlichem Engagement« den Weg ebnen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft sieht diese von Politik und Wohlfahrtsverbänden forcierte Entwicklung mit großer Sorge.

Die wachsenden Probleme im Umgang mit der Bezahlung von freiwilligem Engagement gefährden nach Ansicht der Bundesarbeitsgemeinschaft dessen zentrale Wesensmerkmale. Die zunehmenden Geldzahlungen erzeugten Abhängigkeiten und Motivationswechsel der Engagierten, denn immer häufiger stünden Zuverdienstwünsche bei der Aufnahme einer freiwilligen Tätigkeit im Vordergrund. Unter dem Deckmantel des bürgerschaftlichen Engagements würden so »prekäre Beschäftigungsverhältnisse« geschaffen. Die Aufgabe, Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose anzubieten, könne aber weder durch bürgerschaftliches Engagement noch durch Freiwilligendienste gelöst werden.

Die bagfa tritt deshalb für eine Reform bestehender Regelungen ein. Die Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale sollten als Ursachen für Monetarisierung »tendenziell vermindert« und Engagement durch gute Rahmenbedingungen gefördert werden: Beratung und Begleitung von Engagierten und ihren Einsatzstellen durch qualifiziertes Personal, mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten in den Einsatzbereichen und Realisierung von Anerkennungskultur. Anstelle der Bezahlung einzelner Engagierter solle künftig eine Infrastrukturförderung stehen.

Hier finden Sie das Positionspapier im Wortlaut (PDF).