Projekt des Monats (12/2016)
»Götterfeten« – Ein Projekt zu den Festtraditionen unterschiedlicher Religionen
Das Projekt richtete sich an Kinder im Grundschulalter mit unterschiedlicher kultureller Herkunft und Religionszugehörigkeit. Sie beschäftigten sich kreativ mit den Festtraditionen ihrer unterschiedlichen Herkunftskulturen und entwickelten und erprobten in regelmäßigen Workshops kindgerechte Zugänge zum Thema. Sie wurden von jungen Erwachsenen unterschiedlicher kultureller Herkunft, welche die Workshops im Vorfeld vorbereiteten, sowie von ihren Eltern unterstützt. Die Teilnehmer/innen erschlossen sich mit kreativen und theaterpädagogischen Mitteln andere Weltanschauungen, zum Beispiel: Fotocollagen zum Thema Kirche, Moschee, Synagoge oder Spiele und traditionelle Backrezepte zu den Festen. Das Vorhaben förderte das Verständnis und den Austauschüber unterschiedliche Religionen und kulturelle Traditionen sowie die gegenseitige Wertschätzung.
Junge Erwachsene aus Leizpig mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen schlossen sich zu einer Aktivgruppe zusammen und entwickelten kindgerechte Zugänge zu ihren Festtraditionen aus verschiedenen Religionen. Mit künstlerischen und kreativen Mitteln machten sie die verschiedenen Bräuche in über 25 Veranstaltungen für Vorund Grundschulkinder aus zumeist sozial benachteiligten Familien erfahrbar. Das Projekt »Götterfeten« wurde von der Initiative »Kinderkültür« in Kooperation mit dem Verband binationaler Familien und Partnerschaften e.V. (iaf) durchgeführt.
In drei Planungstreffen der Teamer/innen tauschte sich die Aktivgruppe zunächst über eigene kulturelle Feste aus und trug traditionelle Geschichten, Spiele, Rituale und Rezepte zusammen. Auf dieser Grundlage entstanden die Konzepte für die Treffen mit den Kindern. Im Laufe des Projektes baute die Gruppe enge Kontakte zu vielen Leipziger Einrichtungen und den dort arbeitenden Menschen auf, darunter Grundschulen, ein Kinderhort, eine Kindertagesstätte und Bibliotheken. Die Veranstaltungen zu den einzelnen Festtagen wurden an diesen wechselnden Orten durchgeführt und waren mit durchschnittlich bis zu 30 Kindern stets gut besucht. Viele kamen regelmäßig und gaben positive Rückmeldungen. Die interkulturelle Gruppenzusammensetzung wurde von allen Beteiligten als große Bereicherung erfahren.
Mit den Kindern wurden abwechslungsreiche interreligiöse Erlebnisse geschaffen. Im Rahmen des Projektes wurden unter anderem Geschichten zum Pessach- und zum Osterfest erzählt, die Kinder buken Dreikönigskuchen oder bastelten Ramadanlaternen und Purimrasseln. Weitere Festanlässe waren das jüdische Schawuot, der islamische Aschura-Tag, Ramadan und das Opferfest sowie christliche Feste wie Pfingsten, Erntedank oder der Martinstag.
Am Purimfest wurde es beispielsweise laut. Die Kinder lauschten der Geschichte vom Bösewicht Haman, der jüdischen Menschen nach dem Leben trachtete. Dank der klugen Esther war es schließlich Haman, der sterben musste. Unterstützt wurde Esther durch die kleinen Zuhörer/innen. Wie es Brauch ist, lärmten die Kinder mit selbstgebastelten Rasseln immer dann so laut wie möglich, wenn Hamans Name fiel. Zum Abschluss aßen sie dann ganz genüsslich dessen Ohren »Oznei Haman«, die sie vorher mit Teig und einer Mohnfüllung gemeinsam hergestellt hatten.
Zum Fest Ashura wurde von der Sintflut erzählt. Die Gruppe bastelte Arche Noah-Fensterbilder und gestaltete einen Arche Noah-Kuchen. Die traditionelle Süßspeise Aşure stieß bei den Kindern allerdings auf wenig Gegenliebe. Diese besteht aus den Resten, die nach den vielen Wochen auf See in der Arche noch zu finden waren, wie Weizen, Kichererbsen, Bohnen, Reis, getrockneten Früchten und Nüssen. Sie wird am 10. Tag im islamischen Monat Daî zubereitet und an Freunde und Nachbarn verteilt.
Die einzelnen Veranstaltungen dauerten zumeist länger als geplant. Im Hinblick auf das Konzentrationsvermögen der Kinder wurden entsprechend spielerische Ansätze und Formen der Wissensvermittlung gewählt. Die inhaltliche Beschäftigung mit den Festtraditionen war aber stellenweise nur begrenzt möglich.
Die Arbeit mit einer heterogenen Gruppe stellte sich für die Organisator/innen streckenweise als anspruchsvoll heraus. Während die Veranstaltungen für Schulklassen, Hort- und Vorschulgruppen mehr oder weniger wie geplant verliefen, erforderten offene Veranstaltungen sehr viel mehr Improvisation. Durch hohes freiwilliges Engagement und den Einsatz von drei Teamer/innen pro Gruppe wurde auf den unterschiedlichen Wissens- und Entwicklungsstand der einzelnen Kinder reagiert.
Die Idee, alle Kinder eigene Bücher gestalten zu lassen, konnte nicht realisiert werden, da viele Kinder die freie künstlerische Arbeit nicht gewohnt waren. So wurde zumeist mit konkreten Vorgaben gebastelt, gestaltet, gekocht und gebacken. Die Aktivgruppe entwickelte eigene Spiele und Bastelvorlagen, die es lohnenswert machten, die meisten Veranstaltungen mehrfach unter verschiedenen Rahmenbedingungen und entsprechend abgewandelt anzubieten. Dabei ergaben sich ganz unterschiedliche Veranstaltungsverläufe an den einzelnen Orten.
Die Resonanz auf das Projekt war so gut und die Anfragen nach weiteren Treffen so häufig, dass die Projektinitiator/innen sich umgehend um die Planung und Finanzierung weiterer Workshops bemühten.
Kontakt und weitere Informationen
Initiative »Kinderkültür«
Web: www.goetterparty.de
iaf - Verband binationaler Familien und Partnerschaften e.V.
Arndtstr. 63
04275 Leipzig
E-Mail: info(at)verband-binationaler.de
Web: www.leipzig.verband-binationaler.de
Ansprechpartner für das Programm »Werkstatt Vielfalt«
Björn Götz-Lappe & Timo Jaster
Stiftung Mitarbeit
Ellerstraße 67
53119 Bonn
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Fax. (02 28) 6 04 24-22
E-Mail:goetz-lappe(at)mitarbeit.de
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