Nichts verbreitet sich so schnell wie eine gute Geschichte. Geschichten fesseln und bewegen, sie machen Schwieriges begreifbar, sie geben den Impuls, über sich, die Umwelt und das eigene Verhalten nachzudenken. Sie vermitteln Gefühle, Werte und Erfahrungen. Selbst unangenehme Wahrheiten, die sonst vielleicht gar nicht ausgesprochen werden, lassen sich in Geschichten bestens transportieren. Diese besonderen Stärken des Geschichten-Erzählens macht sich die Methode des »Story Telling« zunutze und unterstützt damit Kommunikations- und  Kooperationsprozesse innerhalb von Organisationen und die Lösung von Konflikten.

In Geschichten liegen Erfahrung und Weisheit einer Organisation verborgen. In Geschichten wird deutlich, wie Menschen in Initiativen und Projekten übereinander denken, wofür sie stehen, welche Werte, welche Mission ihr Engagement bestimmen. Im Erzählen wird all dies erfahrbar.

Die ursprünglich am Massachusetts Institute of Technology (MIT), von Art Kleiner und George Roth entwickelte »Story Telling Methode« lässt sich in verschiedenen Varianten umsetzen. Eine einfache Version sieht beispielsweise so aus: Bei der Jahrestagung einer Organisation werden die Versammelten dazu eingeladen, ihre Geschichten aus dem letzten Jahr zu erzählen, Geschichten die sie bewegt haben, die ihnen  typisch für ihr Engagement und ihre Initiative in Erinnerung geblieben sind, Geschichten die ernste und erfreuliche Vorgänge betreffen. Einige wenige Regeln sind dabei zu beachten: die Geschichten werden gehört und nicht diskutiert, der Erzählende wird nicht korrigiert (das war aber ganz anders ...). Und es gibt Phasen der Ruhe, in denen Raum und Zeit ist, sich der eigenen Geschichten zu erinnern und den erzählten Geschichten nachzuspüren. Damit ist die Aufgabe der Moderation im Grunde schon erledigt. Es geht jetzt nur noch darum, auf den Rahmen und die Kultur des Umgangs zu achten.

Nach 90 Minuten – ein guter Zeitraum, auch verborgene Geschichten zu Gehör zu bringen – erinnert die Moderation an das bevorstehende Ende der Erzählrunde. Eine Auswertungsrunde in Kleingruppen kann sich anschließen. Was haben wir über uns gelernt? Welche Impulse ergeben sich aus den Geschichten für die Weiterentwicklung unseres Engagements? So werden die in den Geschichten verborgenen Schätze geborgen und für die weitere Arbeit fruchtbar gemacht.