mitarbeiten (2/2007)

Das kollektive Wissen einer Gruppe zusammenbringen

In einer entspannten, lockere Atmosphäre finden sich Menschen in verschiedenen Kleingruppen zusammen. Auch Menschen, die sich nicht kennen, kommen schnell miteinander in Kontakt und führen angeregte Gespräche. So lässt sich kurz das Erfolgsgeheimnis der Methode World Café zusammenfassen. Ist das Verfahren erst einmal in Gang gesetzt, lässt sich auf diese Weise das kollektive Wissen von mehreren hundert Menschen miteinander vernetzen und die gemeinsame Sicht aller zu einem Thema deutlich machen.

Beim World Café sind die Gruppen bewusst klein gehalten und wechselnd zusammengesetzt. Die Diskussion ist ergebnisoffen. Nicht so redegewandten Teilnehmer/innen fällt es leicht, sich am Gespräch zu beteiligen. Da sich die Gruppen immer wieder neu mischen, verringert sich die Gefahr, dass Wortführer den Gesprächsverlauf bestimmen. Zudem arbeiten die Teilnehmer/innen ohne den Druck, Ergebnisse erzielen zu müssen, und können auch unkonventionelle Ideen und Gedanken einbringen.

Ganz ohne Vorbereitung funktioniert ein World Café allerdings nicht, bestimmte Strukturierungs­elemente sind notwendig.

Leitidee ist die entspannte Atmo­sphäre eines Straßencafés, in dem sich Menschen zwanglos unterhalten können. Jeweils vier oder fünf Teilnehmer/innen sitzen an kleinen Tischen und unterhalten sich zunächst für ca. 20 bis 45 Minuten zum vorgegebenen Thema. Danach wechselt jeder an einen neuen Tisch und bringt die bisherigen Erkenntnisse als »Botschafter« in die neu zusammengesetzte Runde ein. Nur einer bleibt am alten Tisch zurück. Als »Gastgeber« heißt er die neuen Teilnehmer willkommen und berichtet, was  an seinem Tisch bislang besprochen wurde. Dann arbeiten alle an der alten oder einer neuen Fragestellung weiter, bis es zum nächsten Wechsel kommt. Die Ideen und Vorschläge werden durch den Wechsel der Gruppenzusammensetzung und den mündlichen Austausch zusammengeführt. Außerdem zeichnen die Teilnehmer/innen ihre zentralen Gedanken auf die Papiertischdecken, die am Tisch verbleiben. Diese papierenen Visualisierungen dienen als weitere Inspirationsquelle und als Grundlage für die Bearbeitung der Ergebnisse in anderen Arbeitsformen.

Die Methode ist gut geeignet, um die Beteiligten bei der Ideenfindung oder Bearbeitung von komplexen Sachverhalten oder kontroversen Themen einzubeziehen. Je präziser die Aufgabenstellung formuliert ist, desto besser. Denn so kann die Methode World Café am besten als Ideengenerator funktionieren. Aber auch Meinungsbildung oder die Schärfung des Problembewusstseins kann im Mittelpunkt stehen.

Praktisch setzt die Methode World-Café eine offene Diskussionskultur voraus und die Bereitschaft aller Beteiligten, neuen Ideen und Ansichten unvoreingenommen zu begegnen.

Nähere Informationen unter www.theworldcafe.com und im Buch »World Cafe« von Juanita Brown und David Isaacs, das in Kürze im Carl Auer Verlag auf deutsch erscheint, ISBN 978-3-89670-588-4.