Betzavta (Hebräisch: Miteinander) ist ein Konzept zur Demokratie- und Toleranzerziehung, das in der israelischen Friedenspädagogik entwickelt wurde. Es versteht Demokratie nicht in erster Linie als Staatsform, sondern als Verhaltensform, die den alltäglichen Umgang »miteinander« entspannen kann. In verschiedenen Übungen und spielerischen Aktivitäten können die Beteiligten bei Betzavta demokratische Prinzipien erfahren, das spannungsvolle Verhältnis von Gleichheit und Freiheit nachempfinden und ein »qualitatives Demokratieverständnis« entwickeln.

In Israel leben Menschen aus über achtzig verschiedenen Herkunftsländern zusammen. Unterschiedliche politische Überzeugungen, Kulturen, Wertvorstellungen und Religionen prallen hier aufeinander und verursachen schwerer Konflikte, wie sich täglich in den Gazetten nachlesen lässt. Vor diesem Hintergrund entwickelten in den 198oer Jahren Mitarbeiter/innen des Jerusalemer ADAM-Institut for Democracy and Peace das Konzept und Trainingsprogramm »Betzavta«. Anfangs sollte es in erster Linie Schüler/innen und Lehrer/innen im jüdischen Schulsektor des Landes helfen, zentrale Grundprinzipien der Demokratie kennen und verstehen zu lernen. Aber schon bald wurde das Programm sowohl in die außerschulische politische Bildungsarbeit als auch 1988 in den arabischen Schulsektor in Israel integriert.

Betzavta ist eine gewaltfreie Methode der Konfliktlösung, deren zentrale Begriffe die der »Freiheit« und »Gleichheit« sind. Im Mittelpunkt steht im Konfliktfall die Anerkennung des prinzipiellen gleichen Rechts aller, nach den eigenen Werten und Normen leben zu können. Erst nachdem die Bedürfnisse aller am Konflikt Beteiligten sorgfältig geprüft wurden, kann der Prozess einer demokratischen Entscheidungsfindung beginnen.

Ziel ist die gemeinsame kreative Veränderung der konfliktverursachenden Ausgangslage. Im Dialog suchen die Konfliktparteien gemeinsam nach einer Lösung, die das Maximum an Freiheit für alle ermöglicht. Ohne moralisch zu werten, transformiert Betzavta das Bedürfnis, die eigenen Interessen zu verfolgen, zu einem Bedürfnis die Gleichheit als grundlegendes Prinzip anzuerkennen. Unabhängig davon, ob die Mehrheit die eigenen Interessen teilt oder ob man gerade zur Minderheitengruppe gehört.

Betzavta zählt heute zu den international bekannten demokratiepädagogischen Programmen für schulische wie außerschulische Bildungseinrichtungen und ist auch für den deutschen Sprachraum längst adaptiert. Um mit diesem Trainingsprogramm zu arbeiten, ist eine zweiwöchige Fortbildung erforderlich, die von erfahrenen Trainerinnen und Trainern durchgeführt und mit einem Nachweis zertifiziert wird.

Nähere Informationen unter www.betzavta.de

Literaturtipp: Miteinander – Erfahrungen mit Betzavta. Praxishandbuch für die politische Bildung. Ein Konzept zur Demokratieerziehung aus Israel. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 20084, ISBN 978-3-89204-817-6; zu beziehen über den Buchhandel.