mitarbeiten (2/2009)

Spielerische Förderung der Demokratiekompetenz

Der Bedarf an Fördermaßnahmen für junge Migrantinnen und Migranten ist hoch. Das zeigt die hohe Zahl an Projektanträgen für das Förderprogramm »Integration junger Migranten«. Mit dem Programm, das die Stiftung MITARBEIT mit Mitteln der Robert Bosch Stiftung durchführt, hat sich ein förderpolitisches Instrument etabliert, das ein breites Spektrum an Projektideen umzusetzen hilft und viele, ganz unterschiedliche Projektträger erreicht.

Integration zielt auf eine chancengerechte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen. Zahlreiche Studien und Untersuchungen belegen, dass für die Integrationsförderung in Deutschland noch viel zu tun ist. Der 2008 erschienene nationale Bildungsbericht kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, das in Deutschland ein Migrationshintergrund in allen Stufen des Bildungssystems zu Benachteiligungen führt. Als eine zentrale Herausforderung der nächsten Jahre fordert der Bericht eine frühe und differenzierte Förderung bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Hier setzt das Programm »Integration junger Migranten« an. Es will junge Menschen mit Migrationshintergrund so unterstützen und ermutigen, dass sie ihre Talente entfalten können. Im Rahmen des Programms können lokale Praxisprojekte gefördert werden, die die Integration junger Migrant/innen sowie gemeinsame Aktivitäten junger Menschen unterschiedlicher Herkunft ermöglichen. Wichtigste Voraussetzung ist, dass Migrant/innen selbst aktiv an der Planung und Durchführung der Projekte beteiligt sind. Besondere Berücksichtigung finden Projekte, die bürgerschaftliches Engagement einbeziehen und die sich auch an Eltern junger Migrant/innen richten. Pro Ausschreibungsrunde stehen dafür 150.000 Euro zur Verfügung, jedes bewilligte Projekt kann mit bis zu 5.000 Euro und für maximal zwei Jahre gefördert werden. Seit Beginn des Programms im Jahr 2005 gingen fast 1.400 Anträge ein, insgesamt wurden bisher rund 850.000 Euro durch die Robert Bosch Stiftung bereitgestellt.

Das Programm erreichen Anträge von kommunalen Infrastruktureinrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten und Jugendzentren, von Initiativen, Vereinen und Verbänden ebenso wie von Migrantenorganisationen aus der ganzen Bundesrepublik. Anträge zu den Themen Kultur und Bildung, Freizeit und Begegnung, aber auch zu politischer Partizipation stehen dabei im Vordergrund. Zielgruppen der eingereichten Projektideen sind Kinder und Jugendliche von 10 bis 18 Jahren, junge Erwachsene bis 27 Jahren, Kindergartenkinder und Eltern.

Eine Mehrzahl der Anträge sind nationalitätenübergreifend angelegt. Wenn man die spezifische Herkunft der jungen Menschen betrachtet, so ergibt sich ein Abbild der bundesdeutschen Einwanderungsrealität: neben einzelnen Ländern wie Afghanistan, Bosnien, Irak, Pakistan, Syrien oder Vietnam sowie verschiedenen (schwarz-) afrikanischen Ländern geben rund 50 % aller Befragten als Herkunftsland die Türkei, die GUS oder Russland an.
Wie vielfältig die Ideen sind, die an das Programm herangetragen werden, zeigen einige Projektbeispiele. Die Gesellschaft für Völkerverständigung Leipzig hat unter dem Titel »MigraFon« einen Radioworkshop veranstaltet, der sich an Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund im Alter von 12 bis 16 Jahren richtete. Die Teilnehmer/innen konzipierten und produzierten eigenständig eine Radiosendung zum Thema »Arm und Reich«. Ein lokaler Leipziger Radiosender strahlte die Sendung im Dezember 2008 aus.

Die VHS Ennepe-Ruhr-Süd aus dem nordrhein-westfälischen Gevelsberg gestaltete in Zusammenarbeit mit Jugendlichen einen interkulturellen Jahreskalender für 2009. Für den Kalender sammelten die Jugendlichen Bilder, Texte und Hintergrundinformationen zu religiösen und kulturellen Feier- und Festtagen sowie Informationen zu lokalen Akteuren der Integrationsarbeit.

Das Projekt »Fit for job!« der Arbeiterwohlfahrt in Tuttlingen ermöglichte in Kooperation mit dem örtlichen Jugendmigrationsdienst Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine dreimonatige, den offiziellen Integrationskurs des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ergänzende Sprachförderung mit berufsbezogenen Inhalten. Mit dem dadurch erreichten höheren Sprachniveau haben die Teilnehmer/innen nun verbesserten Zugang zu Ausbildung, Studium oder Beruf.
 
Die aktuelle Ausschreibung des Programms läuft noch bis zum 31. Juli 2009. Ausführliche Informationen und das Antragsformular finden Sie online unter www.mitarbeit.de/integrationmigranten.html