mitarbeiten (3/2009)

Unzivile Zivilgesellschaft

Lässt sich das soziale und gesellschaftliche Engagement der radikalen Rechten und ihre weitläufige Akzeptanz in einigen Regionen der Bundesrepublik als »rechtsradikale Zivilgesellschaft« verstehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines ausführlichen Themenschwerpunktes, mit dem sich der Newsletter Wegweiser Bürgergesellschaft jüngst in zwei Ausgaben beschäftigt hat. In Kooperation mit dem Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen (FJNSB) beleuchten Autor/innen aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Diskussion über »rechte soziale Bewegungen« und ihre Bedeutung für die Zivilgesellschaft.

Lässt sich das soziale und gesellschaftliche Engagement der radikalen Rechten und ihre weitläufige Akzeptanz in einigen Regionen der Bundesrepublik als »rechtsradikale Zivilgesellschaft« verstehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines ausführlichen Themenschwerpunktes, mit dem sich der Newsletter Wegweiser Bürgergesellschaft jüngst in zwei Ausgaben beschäftigt hat. In Kooperation mit dem Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen (FJNSB) beleuchten Autor/innen aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Diskussion über »rechte soziale Bewegungen« und ihre Bedeutung für die Zivilgesellschaft.

Zivilgesellschaftliche Normen wie Freiheit, Pluralität und Offenheit bieten auch jenen Akteuren und Gruppen besondere  Handlungsmöglichkeiten, die zivile Normen nicht akzeptieren oder gar auf ihre Abschaffung zielen. Am Beispiel des Rechtsextremismus lässt sich seit Jahren exemplarisch beobachten, wie dessen Akteure in der Bundesrepublik nicht nur in der Sphäre der Zivilgesellschaft agieren, sondern sich auch zivilgesellschaftlicher Aktionsformen und Strategien bedienen.

Für Dierk Borstel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaften der Universität Greifswald, ist der Trend eindeutig: der strukturelle Kern des modernen Rechtsextremismus orientiert sich an Ideen der sozialen Bewegungen. Rechtsextreme Aktivitäten sind dort besonders stark, wo ihnen »eine glaubwürdige Verbindung aus Engagement, Authentizität und Kommunikation in verschiedene gesellschaftliche Milieus hinein« gelingt. Entwickeln die demokratischen Kräfte vor Ort jedoch einen souveränen, regional angebundenen, demokratischen Gegenentwurf, fehlt den rechtsextremen Strukturen der nötige gesellschaftliche Entwicklungsraum.

Dr. Stephan Bundschuh und Anne Broden (Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit IDA) untersuchen die pädagogischen Interventionsmöglichkeiten gegen rechtsextreme Phänomene. Die »normalen« Jugendlichen müssen in ihrer egalitären Gesinnung und ihrem Widerstand gegen Rechtsextreme gestärkt und zu einer differenzierten politischen Kritik befähigt werden. Der Versuch, rechtsextrem orientierte Jugendliche aus der Szene herauszuholen, ist dort erfolgversprechend, wo die rechtsextremen Muster noch nicht verfestigt sind. Für den Alltag der Jugendarbeit bedeutet dies eine stete Gratwanderung zwischen der Anerkennung der Jugendlichen bei gleichzeitiger deutlicher Distanzierung von ihren menschenverachtenden Ideologien und Taten.

Die Newsletter-Ausgaben 6/2009 und 7/2009 zum Thema »Rechtsradikale Zivilgesellschaft« stehen unter www.buergergesellschaft.de/106787/#3885 und www.buergergesellschaft.de/106763/#3866 zum Download bereit.