Werkstatt Vielfalt
Praxistipps aus dem Programm
Kontakte in vielfältigen Gruppen anregen
Eine Frage der Haltung und der Methoden
Die einzelnen Teilnehmenden in einem Projekt zu einer festen Projektgruppe zusammenzuschweißen, ist nicht immer einfach – aber auch keine Wissenschaft. Es geht darum, Spaß an der Begegnung zu vermitteln und die Neugier auf die geplanten gemeinsamen Aktivitäten zu wecken. Diese Dynamik lässt sich nutzen, um die unterschiedlichsten Lebenswelten völlig selbstverständlich in die Interaktion zu bringen.
Der Projektträger Theartic e.V. aus Emden bringt seit über 15 Jahren unterschiedlichste Menschen und gesellschaftliche Gruppen zusammen auf die Bühne – darunter Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationsgeschichte, jeden Alters und aus allen sozialen Schichten. Schauspielerten zu Anfang in allen Ensembles des Vereins ausschließlich Menschen mit Behinderung, wurden daraus schnell bunt gemischte Gruppen. Den Impuls hierfür gaben die ersten öffentlichen Präsentationen vor Publikum.
Der Verein sammelte in diesen Jahren viel Erfahrung in der Zusammenführung von sehr heterogenen Projektgruppen. Die Begegnung kann dabei oft mit vergleichsweise einfachen Mitteln angeregt und begleitet werden.
Ein Kennenlernen vorbereiten
Im Projekt »Kommst du heut’ nicht, kommst du morgen« spielte ein 34-köpfiges Ensemble aus Kindern und Jugendlichen mit und ohne geistige, seelische oder körperliche Beeinträchtigung gemeinsam Theater. Neben Mitgliedern aus einer bestehenden inklusiven Jugendtheatergruppe war auch eine Gruppe mit Neueinsteiger/innen (überwiegend junge Flüchtlinge) dabei.
Wichtig war den projektverantwortlichen Theaterpädagog/innen schon in der Anfangsphase die lockere und ungezwungene Begegnung unter den Teilnehmenden. Beide Gruppen probten zunächst nacheinander im selben Raum. Die Probenzeiten wurden dabei bewusst so gelegt, dass es beim Wechsel bereits zu ersten Kontakten zwischen den Theater-Erprobten und jenen kam, die noch keinerlei Theatererfahrungen hatten.
Darüber hinaus kann man viel tun, um ein Kennenlernen zwischen Gruppen, die sich nicht kennen, positiv zu unterstützen. Vor dem ersten Zusammentreffen bereiten die Projektleitenden die Gruppen nach Möglichkeit getrennt auf die anstehende Begegnung vor: Sie erzählen von den »Anderen«, wecken Neugier und machen Lust darauf, diese kennenzulernen. Die Haltung derjenigen, die diese Begegnung vorbereiten, ist dabei Voraussetzung für das Gelingen. So sollte Diversität als Gewinn, als etwas Spannendes und gleichzeitig Normales vermittelt werden. Die Projektverantwortlichen gehen dabei auf alle Fragen der jungen Teilnehmenden ein.
Man sollte sich bewusst machen, dass es bei einzelnen Teilnehmenden im Vorfeld und beim ersten Zusammentreffen der Gruppen Zurückhaltung, Skepsis und Berührungsängste geben kann. Dies gilt es zu akzeptieren.
Das erste Treffen
Schon kleine Gesten und Willkommensrituale können helfen, eine einladene Atmosphäre zu schaffen:
- am Eingang jede/n Teilnehmer/in kurz persönlich begrüßen,
- Namenskärtchen o.ä. vergeben oder selbst beschriften lassen,
- ein kleines Willkommensgeschenk.
- Gemeinsam den Raum zu entdecken, hilft bei der Orientierung und bei der Gruppenfindung.
- Ein »Sprach-Wirrwarr« und unterschiedliche Gewohnheiten können bewusst aufgegriffen und für Kennenlernspiele (Namensspiele, Bewegungsspiele mit Musik) und Aktionen genutzt werden.
- Früh kleine Aufgaben an einzelne Teilnehmende zu verteilen und um Mithilfe zu bitten, fördert die Identifikation mit der Gruppe und das Verantwortungsbewusstsein
- Gemeinsame Pausen, in denen auch zusammen gegessen wird, sind ebenso empfehlenswert wie Rede- und Feedbackrunden – spätestens am Ende des Treffens. Dabei sollten Teilnehmer/innen auch mal die Chance erhalten, »unter sich« (d.h. ohne Projektleitende) zu sein.
- Ein gemeinsames Abschlussspiel oder ein Abschlussfoto machen Lust auf das nächste Treffen.
Kontakt und weitere Informationen
Theartic e.V.
Ulrike Heymann
Pannewarf 18
26725 Emden
E-Mail: ulrike.heymann(at)theartic-emden.de
Web: www.theartic-emden.de