mitarbeiten (3/2010)
Hauptamt vs. Ehrenamt
Soziale Einrichtungen und Träger bemühen sich verstärkt darum, Freiwilligenarbeit systematisch in ihre Strukturen zu integrieren. Regelmäßig ein Problem ist dabei die Konkurrenz zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen. Unstrittig ist: Ein Schlüsselaspekt für den Erfolg eines Freiwilligenkonzepts ist eine konstruktive Zusammenarbeit von freiwillig Engagierten und hauptberuflichen Mitarbeiter/innen. Doch eine neue Studie zeigt: die Kernfrage des freiwilligen Engagements im Kontext sozialer Einrichtungen ist nicht die Gewinnung von Freiwilligen, sondern die Gewinnung der Hauptberuflichen.
Die BruderhausDiakonie mit Sitz in Reutlingen ist ein regionaler Sozialdienstleister in Baden-Württemberg mit ca. 3.500 hauptberuflichen Mitarbeiter/innen und rund 1.000 freiwillig Engagierten. Seit 2007 hat die BruderhausDiakonie begonnen, trägerweit in ihren Dienststellen ein umfassendes Konzept zur Förderung freiwilligen sozialen Engagements einzuführen.
Das Institut für angewandte Sozialwissenschaften an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart (IfaS) hat die Einführungsphase begleitet. Die Ergebnisse des dreijährigen Forschungsprojekts zeigen: Der Erfolg der Einbeziehung freiwillig Engagierter in die Arbeit sozialer Einrichtungen steht und fällt mit dem Maß, in dem es gelingt, die hauptberuflich tätige Mitarbeiterschaft als entscheidenden Multiplikator der Freiwilligenarbeit stärker als bislang in die Umsetzung entsprechender Konzepte einzubeziehen. Neben Rollenklarheit ist hierbei die offene Kommunikation zwischen hauptberuflichen Mitarbeiter/innen und freiwillig Engagierten ein zentrales Element einer erfolgreichen Freiwilligenarbeit. Dabei ist wichtig, dass das hauptberufliche Engagement der Fachkräfte nicht gegenüber dem freiwilligen Engagement abgewertet wird. Es gilt insbesondere den zeitlichen und fachlichen Aufwand zu würdigen, den eine Kooperation mit freiwillig Engagierten für die Hauptberuflichen bedeutet.
Nötig ist es auch, das Profil von freiwilligem Engagement und beruflicher Fachlichkeit zu schärfen. Nur wenn eine solche inhaltliche Differenzierung gelingt, werden sich mögliche Konkurrenzgefühle auf beiden Seiten abbauen lassen.
Eine Einbindung von freiwilliger Arbeit ist überdies immer dann erfolgreich, wenn sie von den Organisationen mit Reorganisation, Innovation und der Anreicherung von Angeboten verbunden wird. Konzepte zur Mitarbeit Freiwilliger sollten deshalb einhergehen mit Vereinbarungen zur Arbeitsplatzsicherheit der Hauptamtlichen. Wichtig ist: Es bedarf einer Kultur der Anerkennung für alle Mitarbeitenden – professionelle und freiwillige.
Eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse des Forschungsprojekts unter www.buergergesellschaft.de/fileadmin/pdf/gastbeitrag_ross_tries_100528.pdf
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