mitarbeiten (3/2010)

»Lesen einmal anders«

Die Idee stammt aus den USA und klingt im ersten Moment eher unspektakulär: die Mitglieder eines Leseklubs treffen sich regelmäßig in einem Café und lesen öffentlich und gemeinsam ein Buch. Neu und innovativ ist die preisgekrönte Umsetzung der Idee durch einen Kölner Verein dennoch, vereint sein Leseklub doch Menschen mit und ohne geistige Behinderung und verbindet auf diesem Wege gesellschaftliche Teilhabe mit bürgerschaftlichem Engagement. Für alle Beteiligten ist klar: sie begreifen das integrative Potential der Idee als Chance zur kulturellen Partizipation.

Menschen mit geistigen Be-hinderungen traut man nicht zu, dass sie lesen können, deshalb reagieren viele mit Erstaunen, wenn sie im Café auf einen Leseklub stoßen«, so Dr. Barbara Fornefeld, Professorin an der Universität Köln und Mitinitiatorin des Projekts. Für sie verbindet das Projekt unterschiedliche Ebenen. Zum einen wird es der (fachpolitischen) Anforderung gerecht, welche die gesellschaftliche Teilhabe zu einem Schlüsselbegriff zum Verständnis von Behinderung erklärt. Obwohl sich mittlerweile viele Menschen mit Behinderungen selbst bürgerschaftlich engagieren, trägt es zum anderen der Tatsache Rechnung, dass Teilhabe, Mobilität und gesellschaftliche Präsenz von Menschen mit geistiger Behinderung in vielen Fällen immer noch ohne den Einsatz vieler freiwillig Engagierter nicht denkbar wären.

Neu an der deutschen Adaption des Konzepts ist nämlich, dass im Leseklub ehrenamtliche Moderatorinnen und Moderatoren aktiv werden, die keine Vorerfahrung mit behinderten Menschen haben. Damit soll auch das bürgerschaftliche Engagement in diesem Bereich gestärkt werden. Jeder Leseklub hat 4 bis 6 Mitglieder, zwei Moderator/innen unterstützen jeden Leseklub. Und alle Beteiligten profitieren von dem Leseklub-Projekt, wie Barbara Fornefeld betont: »In ein Buch einzutauchen ist eine großartige Erfahrung. Damit eröffnen sich für alle Teilnehmenden neue Welten. Etwas gemeinsam zu lesen, schafft außerdem Gemeinschaft, es verbindet Menschen miteinander.« Die behinderten Menschen inspiriere der Leseklub, sich das Lesen (und Schreiben) neu anzueignen, viele lernen, flüssiger und konzentrierter zu lesen als sie es in der Schule konnten. Und den engagierten Moderator/innen gelingt es, neue Perspektiven einzunehmen: Respekt, Offenheit und Neugierde sind Stichworte in diesem Zusammenhang.

Nähere Informationen unter www.kubus-ev.de/lea-leseklub