mitarbeiten (3/2005)

»Migrant(inn)en beteiligen«

Migrant(inn)en sind in allen politischen Beteiligungsformen und in den meisten zivilgesellschaftlichen Organisationen stark unterrepräsentiert. Kommunikation und Partizipation sind aber wesentliche Voraussetzungen für nachhaltige Integration. Migration muss daher – ähnlich dem Modell des Gender-Mainstreamings – ein Mainstreaming -Thema bei allen politischen Entscheidungsprozessen und innerhalb zivilgesellschaftlicher Organisationen werden. Dafür bietet gerade die lokale Ebene und der Stadtteil vielfältige Ansatzmöglichkeiten.

Es geht um »das Prinzip der gleichwertigen Einbeziehung  bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Besonderheiten«, so Alp Ottmann vom Interkulturellen Büro der Stadt Darmstadt. »Bei allen wichtigen Entscheidungen in den Gremien der Steuerungs- und Stadtteilebene sollte geprüft werden , ob die Belange sowohl der Zugewanderten wie auch der Einheimischen in ihren Besonderheiten berücksichtigt und beide Bevölkerungsteile gleichwertig einbezogen werden.«

Beteiligungsbarrieren sind selten rein migrantenspezifisch oder kulturbedingt, so die Berliner Professorin Gaby Straßburger. Verständigungsprobleme und fehlende Erfahrung mit Beteiligung sind wichtige Gründe für die Nicht-Beteiligung. Andere Barrieren hindern aber nicht nur Migrant(inn)en, sondern auch Jugendliche oder sozial Benachteiligte daran, aktiv mitzumischen. Beispiele sind mittelschichtorientierte Beteiligungsformen (Stichwort: »Vereinsmeierei« und »Sitzungskultur«), die fehlende gezielte Ansprache, mangelnde Information über Beteiligungsmöglichkeiten oder unangemessene Informationskanäle und -formen.

Eine allgemeingültige Aussage über Beteiligungsformen, die Migrant(inn)en bevorzugen, ist nicht möglich. Egal, welche Form gewählt wird, im Mittelpunkt müssen die jeweiligen Kompetenzen und Interessen stehen. Migrant(inn)en müssen von Anfang an einbezogen werden. Insbesondere bei der Gestaltung des Themas und der Entwicklung eines Konzepts für die Ansprache können durch frühzeitige Beteiligung Fehler vermieden werden.

Die Ansprache sollte insgesamt so direkt wie möglich sein. Eine wichtige Rolle spielen Multiplikator(in­n)en, die Migrant(in­n)en direkt (in ihrer Herkunftssprache) ansprechen.


Nützlich ist die Darstellung von Erfolgen der Beteiligungsprojekte in der Öffentlichkeit, insbesondere in der Migrantenöffentlichkeit. Bewährt hat sich deshalb eine enge Zusammenarbeit mit der ethnischen Presse.

Alp Otmann (2004, 8. November): Thesen zur Partizipation von Migrantinnen und Migranten im Stadtteil,  www.stadtteilarbeit.de/seiten/projekte/darmstadt/interkulturelles_buero.htm.
 Gaby Straßburger: »Migrant(in­n)en mischen mit«. Thesenpapier  zur Tagung »Modelle der lokalen Bürger(in­nen)beteiligung« der Stiftung MITARBEIT, 10.–12. September 2004 in Loccum.