mitarbeiten (4/2005)
Visuelle Argumente – Bürgerausstellung
Mit einer Bürgerausstellung lässt sich das Spektrum der stadtplanerischen Beteiligungsverfahren um eine stark visuell orientierte Variante bereichern. Die Meinungen und Vorstellungen von Bürgerinnen und Bürgern in ihrem städtischen Lebensumfeld werden unmittelbar ins »Bild« gesetzt und für Stadtentwicklungsprozesse fruchtbar gemacht. Die besondere Öffentlichkeit, die auf diese Weise entsteht, wird für den Dialog zwischen den beteiligten Interessengruppen genutzt.
Im ersten Schritt legen die beteiligten Gruppen das Thema der Bürgerausstellung fest. Es orientiert sich an der konkreten Problemlage und dem Veränderungsbedarf in einem Wohnviertel. Im zweiten Schritt werden mit Beteiligten qualitative Interviews geführt und ausgewertet. Bei der Auswahl der Interviewten – beispielsweise Bewohner(innen) des Stadtviertels, Vertreter(innen) der Kommunalverwaltung und der lokalen Wirtschaft – wird darauf geachtet, die größtmögliche Breite an Problemsichten zu erreichen, damit auch zahlenmäßig unterrepräsentierte Perspektiven Eingang in die Diskussion finden.
Die Interviewpartner erhalten ausreichend Raum, ihre subjektive Sicht darzustellen. Im Anschluss werden die Gesprächspartner fotografiert. Sie bekommen die Möglichkeit, Fotos zu dem Problemfeld auszuwählen oder relevante Themen des Beteiligungsprozesses selbst fotografisch festzuhalten.
Im nächsten Schritt werden Bilder und Interviewausschnitte zu Exponaten der »Innensichten« der Bürger(innen) kombiniert und für eine Ausstellung »vor Ort« aufbereitet. Die Ausstellungseröffnung spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg des Verfahrens. Hier bietet sich die Möglichkeit, den Dialog zwischen den Interessengruppen anzustoßen und eine öffentliche Diskussion in Gang zu setzen.
Die bisherigen Erfahrungen in der Anwendung des Beteiligungsverfahrens waren vielversprechend. Die Bürgerausstellung bereichert diskursive Beteiligungsprozesse um visuelle »Argumente«, bietet den Gruppen zusätzliche, neue und ungewohnte Formen der Partizipation und schafft ein ergänzendes Forum der Bürgerbeteiligung.
Eine Schwäche der Methode ist, das am Ende zwar Probleme und Lösungsmöglichkeiten identifiziert sind, jedoch kein konkreter Handlungsplan vorliegt. In der Praxis gibt es erste Ansätze, Bürgerausstellungen mit flexiblen und wenig zeitaufwändigen Verfahren wie beispielsweise Zukunftswerkstätten zu koppeln, um konkrete Handlungsschritte und Veränderungsvorschläge zu erhalten.
Literatur: Schophaus, Malte/ Dienel, Hans-Luidger: Bürgerausstellung. In: Praxis Bürgerbeteiligung. Ein Methodenbuch. Verlag Stiftung MITARBEIT, Bonn 2003, S. 83-89, ISBN 3-928053-84-1
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