mitarbeiten (4/2006)

Organisierter Diskurs im Web

Moderierte Internetdiskussionen sind eine Form der E-Partizipation, die sich vor allem im Bereich der Bürgerbeteiligung immer mehr etabliert.  Hamburg beispielsweise veranstaltete Ende 2005 einen solchen Online-Diskurs zum Thema »Familienfreundlicher Wohnort Hamburg«, München zum Thema »Kinder- und Familienstadt München«. Die Ergebnisse zeigen, dass solche Internetdiskussionen ein gutes Instrument sein können, um die Bürger/innen an Gestaltungsprozessen konstruktiv zu beteiligen. Die Diskussionen in Hamburg und München wurden nach dem DEMOS-Verfahren  durchgeführt.

DEMOS (»Delphi Mediation Online System«) steht für ein internetgestütztes Beteiligungsverfahren, das zeitlich in der Regel auf wenige Wochen begrenzt und ergebnisorientiert ausgelegt ist. Inhaltlich ist das Verfahren meist auf einen Themenbereich beschränkt, erfahrene Moderator/innen begleiten den Diskussionsverlauf. Bis zu tausend aktive Teilnehmer/innen können sich beteiligen.

DEMOS wurde im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes unter Leitung der TU-Harburg/TuTech Innovation GmbH entwickelt, die Städte Hamburg und Bologna waren als Pilotnutzer eingebunden.

Der DEMOS-Prozess unterstützt die drei Diskussionsphasen

  • Eröffnung/Brainstroming und Erschließung der wichtigsten thematischen Aspekte,
  • Vertiefung der Diskussion in einzelnen Foren und Entwicklung von Problemlösungsstrategien,
  • Konsolidierung/ Zusammenfassung der Debatte.

Die Software-Technologie und das Verfahren sind so aufeinander abgestimmt, dass die Nutzer/innen jederzeit den Diskussionsverlauf überblicken können. Dabei werden qualitative und quantitative Auswertungsmethoden eingesetzt, um die Komplexität einer lebhaften Diskussion zu reduzieren.

Meinungen und Expertise der Teilnehmer/innen werden systematisch ausgewertet, die Auswertungsergebnisse werden den Teilnehmenden in Form von Zusammenfassungen, Umfrage- oder Abstimmungsergebnissen präsentiert. Mit Hilfe von Wikis – das sind Websites, die editierbar sind –  können die Teilnehmer/innen außerdem Problemlösungsvorschläge gemeinsam weiterentwickeln. Für die Auswertung sowie die Wahrung der Diskussionsregeln sind die Moderatoren verantwortlich. Sie sorgen mit Hilfe von Mediationstechniken dafür,  dass Konflikte konstruktiv ausgetragen werden können.

Literatur:  Lührs, Rolf/ Hohberg, Birgit: familiendiskurse.de. In: E-Partizipation – Beteiligungsprojekte im Internet. Erfahrungen und Anregungen aus der Praxis, Verlag Stiftung MITARBEIT 2006