mitarbeiten (3/2020)

Erfolgreich Fördermittel einwerben

Vollständig überarbeitete Neuauflage

Gemeinnützige Organisationen und Initiativen benötigen neben viel Idealismus und Engagement immer auch Geld. Der Weg zu einer Finanzierung führt dabei häufig über einen Projektantrag. Doch wie gelingt ein Antrag, der potentielle Fördermittelgeber überzeugt? Eine vollständig überarbeitete und aktualisierte Publikation der Stiftung Mitarbeit gibt praxisnahe Tipps und Tricks für das Schreiben von Projektanträgen.

Die Finanzierungsmöglichkeiten von gemeinnützigen Organisationen, Initiativen und Projekten hängen stark von deren Tätigkeitsbereich ab. Manches Engagement lässt sich gut über Spenden finanzieren (z. B. Kinder in Not, Katastrophenhilfe). In anderen Bereichen ist Spenden-Fundraising jedoch kaum oder nur erschwert möglich (z. B. politische Bildung).
 
Viele zivilgesellschaftliche Organisationen bemühen sich deshalb um die Unterstützung durch institutionelle Geber. Unter diesem Begriff werden alle Institutionen zusammengefasst, die gemeinnützige Aktivitäten mit Finanzmiteln unterstützen. Das können Stiftungen sein, Bundes- und Landesministerien, Ämter und Behörden, kommunale und kirchliche Träger oder die Förderprogramme der EU. Schätzungen zufolge werden in Deutschland jährlich etwa 40 bis 55 Milliarden Euro von privaten oder öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt.

Viele Anträge auf Fördermittel werden abgelehnt, weil die Antragsteller/innen Fehler machen oder ihr Vorhaben nicht gut präsentieren. Dabei ist das sogenannte »grant writing«, also das Schreiben eines aussagekräftigen Projektantrags, ein Handwerk, dass sich lernen lässt.

Daniel Pichert ist langjähriger Berater von Non-Profit-Organisationen, er zeigt in der Publikation auf unterhaltsame Art und Weise, wie es gelingen kann, erfolgreich Fördermittel einzuwerben.

Grundsätzlich gilt: Das Schreiben von Projektanträgen nimmt viel Zeit in Anspruch und lässt sich in der Regel nicht nebenbei erledigen. Deshalb ist es für Initiativen wichtig, sich schon im Vorfeld einer möglichen Antragstellung zu fragen, ob sich der damit verbundene Arbeitsaufwand überhaupt lohnt. Wie sind die Chancen auf Erfolg? Wie hoch ist die Bewilligungsquote? Lässt sich das Projekt gut in die Arbeit der eigenen Organisation integrieren? Und: Wieviel Geld benötigen wir eigentlich? Werden diese Fragen positiv beantwortet, beginnt eine sorgfältige Recherche: Welche Fördereinrichtungen gibt es? Welche Partner passen zu meinem Projekt? Was wird gefördert?

Fördernde Einrichtungen sind nicht immer operativ tätig. Deswegen benötigen sie Partner, die ihre Förderziele praktisch umsetzen. Wichtig ist: Fördernde Einrichtungen definieren nicht nur die Themen, die sie fördern, sondern auch die Regeln, nach denen gefördert wird. Zu den Regeln gehört, dass meistens nur zeitlich befristete Projekte unterstützt werden. Non-Profit-Organisationen, die auf der Suche nach einer institutionellen Förderung sind, können dies nicht auf dem Weg einer Projektförderung erreichen. Grundsätzlich ist das »Denken in Projekten« im Bereich der Fördermittelakquise eine gängige Grundhaltung. Um Fördermittel zu erhalten, müssen gemeinnützige Organisationen in der Lage sein, überzeugende Projektvorschläge zu konzipieren und in verständlicher Form zu erläutern.

Doch wie wählen fördernde Einrichtungen Projektanträge aus? Jeder Förderantrag wird gelesen und bewertet, auf die Begutachtung haben Außenstehende in der Regel keinen Einfluss. Für die Antragstellung ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, dass Menschen über den Antrag entscheiden, und darauf zu achten, den Antrag in Form und Inhalt so zu schreiben, dass es im Idealfall Freude macht, ihn zu lesen. Geldgeber haben in vielen Fällen nur den Projektantrag zur Verfügung, um zu überprüfen, ob eine Organisation für eine Zusammenarbeit infrage kommt. Das heißt, der Antrag muss den Adressaten überzeugen, es kommt auf die Qualität des Antrags an.

Generell gilt die Devise: Weniger ist mehr. Gutachter/innen bevorzugen Anträge, die in möglichst kurzer, verständlicher und anschaulicher Form umfasssend über das geplante Vorhaben informieren. Zu den formalen Bedingungen einer guten Bewerbung gehören ein ausgewogenes Projektkonzept und belastbare Informationen zum Projektbudget und zu möglichen Projektpartnern. Damit die Qualität der Bewerbung stimmt, sind drei weitere Aspekte zu beachten und zu erläutern: das Alleinstellungsmerkmal, der Innovationsgehalt eines Projekts und der rote Faden, der sich in Form eines Leitmotivs durch den Antrag zieht.
 
In den letzten Jahren ist ein wahrer Boom an mehr oder weniger zugkräftigen Projekttiteln zu beo­bach­ten. Ein guter Titel ist wichtig, er sollte aber zum Inhalt des Projekts passen. Wichtig ist, den Förderantrag so zu verfassen, dass die Kompetenzen der eigenen Organisation stimmig und selbstbewusst dargestellt werden und das Konzept auf die Ausschreibung und die Förderbedingungen des Gebers passgenau abgestimmt ist. Für manche (EU-) Anträge ist es sinnvoll, sich beim Formulieren der Projektanträge professionelle Unterstützung z. B. durch freiberufliche Expert/innen ins Boot zu holen.
 
Besondere Aufmerksamkeit sollten Antragsteller/innen der kurzen und möglichst prägnanten Zusammenfassung des Projekts widmen. Sie kann am Anfang oder am Ende eines Antrages stehen. Die Praxis zeigt, dass die Zusammenfassung bei der Begutachtung eines Projekts meistens als erstes gelesen wird . Sie spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle im Prozess der Begutachung.

Während einige Geldgeber ihre Fördermittel kontinuierlich vergeben, koppeln andere Anbieter ihr Angebot an Bewerbungsfristen, die bei der Antragstellung eingehalten werden müssen. Hier heißt es, seine Arbeit an die entsprechenden Förderzyklen anzupassen – und die Bewerbung langfristig zu planen.
 
Daniel Pichert: Erfolgreich Fördermittel einwerben. Tipps und Tricks für das Schreiben von Projektanträgen. Arbeitshilfen für Selbsthilfe- und Bürgerinitiativen Nr. 42, Bonn 2020, Verlag Stiftung Mitarbeit, ISBN 978-3-941143-42-5, 196 S., 12,00 Euro, zu beziehen über den Buchhandel oder www.mitarbeit.de